• Was ist unsere Bestimmung?

    Sollte es sein, dass wir uns lediglich vermehren sollen, so wie die Tiere?

    Oder was ist unsere Bestimmung hier auf der Erde?

    Mir ist aufgefallen, dass wir alle nach der Liebe streben, wobei das Alter dabei keine Rolle spielt.

    In der Regel beschränken wir uns dann auf die Liebe zu einem Menschen - maximal lieben wir noch unsere Kinder und ein paar weitere, uns nahestehende Menschen.

    Warum ist das so?

    Warum können wir uns nicht vorstellen, dass wir uns alle lieben?

    Tatsächlich ist es doch so, dass ein jeder von uns ein Glücksgefühl bekommt, wenn er sich von mindestens einer anderen Person, sogar wenn sie uns völlig fremd ist, liebevoll angenommen fühlt?

    Gläubige Menschen verstehen ganz sicher den Sinn.

    Und wie denkt jemand darüber, der (angeblich) keinen Glauben hat?

    irren ist menschlich ;)

  • och Kinners...
    ich tu mich doch so schwer mit langen Erklärungen ...

    Wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben..hm.

    Gut, ich versuchs.

    Ab und zu denke ich darüber nach, was Liebe bedeutet. Ich frage mich, ob ich liebe und wen ich liebe und welche Rolle außenstehende Menschen für mich spielen.

    Auch denke ich, dass ich mir lange Zeit ein falsches Bild von der Liebe vorgegaukelt habe - so, wie es zum Beispiel in Schlagern, Spielfilmen, wie allgemein in der Öffentlichkeit dargestellt wird.
    Das ist falsch, oder nur die halbe Wahrheit, was uns da vorgemacht wird. So kann kein Mensch tatsächlich glücklich werden.
    Jeder weiß, dass er zunächst sich selbst lieb haben muss, um überhaupt liebesfähig zu sein.

    In Zeiten, wo es mir schlecht ging, ich auf der Suche nach mir war, da mochte ich mich nicht. Ich traute mir selbst nicht über den Weg und hatte noch weniger Vertrauen zu anderen Menschen. Liebe? Was ich bei den Männern suchte, hatte damit wohl sehr wenig zu tun. Aber ich wusste es nicht besser.
    Die Liebe zu den Kindern hingegen, war mehr so ein Gefühl, etwas zartes, was in mir den Beschützerinstinkt wach rief. Kindern darf man nicht weh tun, weil sie so hilflos und auf uns angewiesen sind. Für sie empfand ich tiefe Zärtlichkeit. Aber ist das Liebe? Vielleicht in gewisser Weise.

    Seit ich glaube, dass Gott tatsächlich existiert, glaube ich auch, dass Gott grundsätzlich wünscht, dass wir Menschen verantwortlich und liebevoll, vorsichtig, behutsam miteinander umgehen. Er kennt unsere Schwächen. Die Bibel ist genau auf uns zugeschnitten. Wer das, was dort geschrieben steht versteht und für sich anwenden kann, ohne alles sezieren zu müssen, der kann doch nur auf dem besten Weg zu einem zufriedenen Leben, voll der Liebe und des Verzeihens, ohne Groll und Hass, sein.

    Nicht die Liebe zu einem Mann allein kann mein Leben ausfüllen. Denn was, wenn diese Liebe vorbei geht, egal aus welchen Gründen und von welcher Seite aus?
    Dann stünde ich wieder allein da und der Sinn meines Lebens wäre dahin. Das kann es doch nicht sein!

    Frieden im Herzen bewirkt, Liebe kann weiter gegeben werden, gern und ohne Bedingungen. Wenn ich meinem Nächsten friedlich begegne, freundlich zu ihm bin, gibt mir das ein gutes Gefühl.
    Ich denke, dass Liebe viel mehr ist als nur das Aufflackern von Verliebtheit und Herzklopfen. Liebe ist auch Verstehen und Großherzigkeit.

    Wehe wenn jetzt einer AMEN sagt ! ;)

    irren ist menschlich ;)

  • man könnte jetzt sagen: Liebe hat viele Gesichter

    und bla. Aber letztendlich ist doch der friedliche und höfliche vielleicht sogar herzliche Umgang miteinander eigentlich etwas, was ich auch ohne irgendwelchen gottbestimmten Sinn als "normal" ansehen würde.

    Aber um mal irgendwie auf deinen Eingangsbeitrag einzugehen: was hat das damit zu tun? Was hat das alles mit Bestimmung zu tun. Und ich würde wie der Käpt'n sagen wollen, dass Bestimmung schon ziemlich viel mit "Sinn des Lebens" zu tun hat, in dessen Mittelpunkt man nun die "Nächstenliebe" oder die abstrakte "Liebe", die ebenso Nächstenliebe ist, stellen kann... oder auch nicht.

    Womit wir bei der eigentlichen Frage wären, was hat Bestimmung zu tun, mit den Dingen die du in deinem Eingangsposting aufführtest?

    Sollen wir uns vermehren? Ja, sonst hätten wir offensichtlich keine Geschlechtsmerkmale bzw. keine Möglichkeit uns fortzupflanzen. In gewisser Hinsicht ist es also so beabsichtigt gewesen, sei es nun Gott, der Zufall oder Natur.

    Unsere Bestimmung auf der Erde? Gute Frage - Gegenfrage: Was tust du hier? Ich frage mich ehrlich gesagt nie, was ich hier soll. Ob es einen Grund gibt, aus dem ich existiere. Der einzige Grund, dass ich existiere, ist, dass sich zufällig bei einem Fortpflanzungsprozess zwei Zellen trafen und meinten, sie müssten zu einer werden ... natürlich mit rekombinierten Erbinformationen.Alles andere, was davor war - ich sage Zufall. Man kann sagen Gott, aber dann kommt man eigentlich in die Misere, einen tieferen Sinn suchen zu müssen. Beim Zufall ist es vollkommen egal, warum die Erde überhaupt existiert, da die Existenz an sich schon die Rechtfertigung liefert.

    Wie zur Hölle - entschuldige meine blasphemische Wortwahl - du jetzt von Bestimmung des Daseins, oder was auch immer es werden sollte, zur Liebe schreitest, ist mir ein Rätsel.

    Wenn du als Thema Nächstenliebe willst, dann kann ich nur sagen:
    Ja, die Nächstenliebe gibt es.. und irgendwann, wenn man begriffen hat, dass der Gewinn die Nächstenliebe selbst ist, dann hat die Nächstenliebe auch den noblen Gedanken wiedergefunden. Die meisten Menschen benötigen ziemlich viel Zeit um das zu begreifen.

    Oder anders formuliert: wir sind materialistisch. Unsere eigene "Brut" - mal ganz abartig formuliert, sorry - ist uns vermutlich genetisch gesehen einfach mal wichtig, wer weiß, was es dort für unterbewußte Gedanken gibt. Aber der Rest der Menschheit kann uns eigentlich gestohlen bleiben. Hat wohl was mit Überleben zu tun. Nach dem Motto: "Schau, der dort wird von Säbelzahntigern gejagt."(=Ugga agga aggu uggu) Und kaum einer wird sagen: "Wir helfen ihm!"(=Arrrgh)

    Erhaltung der Art, der eigenen genetischen Information. Der Stärkere gewinnt, der Feigere gewinnt, der Schlauste gewinnt, der der am besten Verstecke spielen kann und Nahrung klaut gewinnt meistens auch.
    Wir sind nun mal noch immer Affen.. das stimmt zwar biologisch nicht, aber instinktiv verhalten wir uns noch ziemlich ähnlich.

    Noch Fragen?
    Bitte an Dr. Sommer oder auch Dr. Winter, weil es wird ja mittlerweile kühler.

    Jump

  • DER ENGEL DER DEMUT

    Das deutsche Wort Demut kommt vom althochdeutschen diomuoti "dienstwillig".
    Dienen hat im germanischen Gefolgschaftswesen die Bedeutung "Knecht sein, Läufer sein für jemand".
    Mit diesem Wort haben die Germanen das lateinische Wort Humilitas übersetzt. Dabei haben sie das lateinische Wort auf ihre Weise interpretiert. Für sie besteht Demut in dem Mut, zu dienen, dem Leben zu dienen, für andere einzutreten, für andere zu laufen.

    In dieser Bedeutung klingt die Bereitschaft mit, von sich selbst und seinen Bedürfnissen abzusehen, frei zu werden von sich selbst, um sich für andere einzusetzen.

    Aber mit dieser Deutung ist nicht der biblische Begriff der Humilitas in seiner ganzen Fülle getroffen, sondern eben nur
    ein Aspekt.

    Humilitas kommt von Humus, Erde, Boden. Humilitas meint den Mut, seine eigene Erdhaftigkeit anzunehmen, den Mut, uns mit unserer Wahrheit auszusöhnen, daß wir von der Erde genommen sind, daß wir Menschen sind mit Fleisch und Blut, mit Trieben und ganz vitalen Bedürfnissen.

    Ein Mensch, der diesen Mut nicht aufbringt, seine eigene Wahrheit anzuschauen, ist blind.
    Das zeigt uns die berühmte Geschichte von der Heilung des Blindgeborenen in Joh 9. Da ist ein Mensch von seiner Geburt
    an blind. Offensichtlich hat er eine so schreckliche Kindheit erlebt, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen.

    Er hat sich seine eigene Welt zurechtgemacht, um zu überleben. Er hat sich gegenüber den negativen Bildern, die andere ihm übergestülpt haben, ein hohes Idealbild zurechtgelegt. Aber dieses Idealbild stimmte nicht überein mit seiner eigenen Realität.
    So mußte er die Augen davor verschließen.

    Jesus heilt ihn nun, indem er auf den Boden, auf die Erde, auf den Humus spuckt und mit Speichel einen Erdbrei
    zusammenrührt. Diesen dreckigen Brei schmiert er dem Blinden in die Augen, um ihm gleichsam zu sagen: "Du bist doch auch von der Erde genommen. Söhne Dich aus mit dem Dreck, der in Dir ist. Nur dann kannst Du wieder sehen. Du brauchst den Mut zur Wahrheit, zu Deiner Menschlichkeit, zu Deiner Erdhaftigkeit. Dann wirst Du mit offenen Augen
    durch die Welt gehen können."

    Demut als Mut zur eigenen Wahrheit ist für die Mönche Kennzeichen echter Spiritualität. Wen der geistliche Weg überheblich gemacht hat, wer sich über die andern stellt, die da von ihren Launen und Trieben beherrscht
    werden, der ist seiner eigenen Wahrheit noch nicht begegnet.

    Hermann Hesse schildert das in seinem Buch "Siddharta" in faszinierender Weise.

    Da ist Siddharta, der sich zuerst in harter Askese übt, darin aber scheitert. Dann zieht er in die Welt hinaus und lebt alle seine Begierden aus. Schließlich ist er dieses Leben satt und zieht sich wieder zurück. Am Fluß bekommt er auf einmal die große Erleuchtung.
    Da sieht er die "Kindermenschen", wie sie auf einem Boot den Fluß überqueren. Früher hätte er sich über sie erhoben. Doch jetzt fühlt er mit ihnen. Er spürt eine tiefe Einheit mit ihnen. Er ist genauso wie sie.
    Er hat Mitleid mit ihnen, aber auch Hoffnung. Er verurteilt keinen, sondern er weiß: Für sie alle gilt die größere Liebe, die alles verwandeln kann.

    Der Engel der Demut hat ihn in seine Schule genommen und ihn gelehrt, daß er nur dann die Einheit mit den Menschen und mit sich selbst erfahren kann, wenn er bereit ist, zu ihnen und zu seiner eigenen Wahrheit hinabzusteigen.

    Demütige Menschen sind nicht Menschen, die sich selbst kleinmachen, die sich vor allen Aufgaben drücken, weil sie sie sich nicht zutrauen. Es sind nicht bucklige Menschen, die in falscher Unterwürfigkeit sich selbst entwerten.

    Sondern es sind Menschen, die den Mut zu ihrer eigenen Wahrheit haben und daher bescheiden auftreten. Sie wissen, daß alle Abgründe dieser Welt auch in ihnen sind. Daher verurteilen sie niemanden.
    Weil sie sich zur Erde ihrer Wahrheit gebeugt haben, können sie zu Engeln der Demut werden, die gebeugte und gescheiterte Menschen aufrichten.

    Humilitas hat auch mit Humor zu tun. Der Demütige hat Humor. Er kann über sich lachen. Er hat Abstand zu sich. Er kann gelassen auf sich schauen, weil er sich erlaubt hat, so zu sein, wie er ist, ein Mensch der Erde und ein Mensch des Himmels, ein Mensch mit Fehlern und Schwächen und zugleich liebenswert und wertvoll.

    Ich wünsche Dir, daß Dir der Engel der Demut den Mut schenkt, Dich in Deiner Erdhaftigkeit und Menschlichkeit anzunehmen und zu lieben. Dann wird von Dir Hoffnung und Zuversicht ausgehen auf alle, denen Du begegnest. Der Engel der Demut wird um Dich herum einen Raum schaffen, in dem Menschen den Mut finden, hinabzusteigen in ihre Wirklichkeit, um geradeso aufzusteigen zum wahren Leben.

    Anselm Grün

    irren ist menschlich ;)

  • ich stelle es mir unbefriedigend einfach vor, mit einem 'demuetigen menschen' zu reden ..

    und ich halte keinesfalls fuer unsere bestimmung, demuetig zu seine/zu werden. falls da das ausdruecken willst :)

    nicki

    wenn's nich' rockt, is' fuer'n arsch

  • Das ist ja ne schöne Interpretation von so Wörtern wie "Demut", aber wie schon viele Worte vor diesem, verlieren sie ihre Bedeutung bzw. erhalten eine neue.

    Darum frage ich mich allen Ernstes, was dieser Text eigentlich soll .. bzw. was DU damit ausdrücken willst.

    Jump

  • Nun, ich gehe immernoch davon aus, dass Gott die Erde geschaffen hat und die Lebewesen, die darauf leben.

    Mit uns Menschen muss er ja etwas Besonderes vorgehabt haben, da er uns mehr als nur Instinkt gegeben hat.

    Glauben wir also, dass es Adam und Eva gab, sie unsere Urväter(und Mütter) sind, dann haben sie an uns die Erbsünde weiter gegeben. Hätte also Eva den Apfel nicht ... jeder kennt diese Geschichte - dann hätten wir das Paradies auf Erden.

    Tatsache ist - wir haben es nicht!

    Gott hätte uns z.B. auch gleich ganz vernichten können und als "Fehlentwicklung" abhaken können. Stattdessen liebte er die Menschen, die er als vollkommen (nach seinem Ebenbild) schaffen wollte.

    Er gab und gibt uns immer wieder die Chance, unseren Verstand zu nutzen. Ja, sogar Hilfestellungen gibt er uns immer wieder (siehe Bibel) und nun sind WIR dran diese Hilfe anzunehmen.

    Er zwingt uns zu nichts - wir können frei wählen.

    Übrigens nimmt man die Bibel nicht "wörtlich", sondern "sinnbildlich", kommt damit wesentlich besser zurande. (Nur ein kleiner Tipp nebenbei)

    Ich sehe in Gott einen liebenden Vater, der seine Kinder nicht verbannt und verleugnet, wenn sie immer wieder Fehler machen und ungehorsam sind. Ein Vater, der seine Kinder über alles liebt, der nicht will, dass wir uns so quälen und der traurig sein muss, weil er sieht, wie schwer wir es uns machen auf unserem Lebensweg.
    Wir beten falsche Götter an, wir lehnen echte Hilfe ab und wollen mit dem Kopf durch die Wand. Das ist ein Verhalten, wie man es Kindern unterstellt - also, sind wir Kinder.

    Sicher, ER, der (all)mächtige Gott, könnte uns doch zwingen, so zu sein, wie er es wünscht (?) Doch, dann wären wir nichts weiter als Puppen.
    Er könnte uns das Paradies bereiten. Doch WIE würden wir es nutzen?
    Wir sind Neidhammel, Rechthaber und Streithammel - ich kann mir denken, wie das Paradies schon sehr bald aussehen würde (!)
    Unsere Bestimmung sollte es sein, den Frieden zu suchen, zuerst in unseren Herzen, was die Liebe bewirkt. Schon allein wenn wir es versuchen, wird klar, was Liebe ist.

    Das sind meine Gedanken, ganz einfach und praktisch, da ich kein Gelehrter bin. Aber LESEN und DENKEN,das kann ich ;)

    irren ist menschlich ;)

  • Die eigentliche wirkliche Aussage, die in etwa auf's Thema passen könnte:

    Zitat

    Original von fratzmaus
    (...)
    Unsere Bestimmung sollte es sein, den Frieden zu suchen, zuerst in unseren Herzen, was die Liebe bewirkt. Schon allein wenn wir es versuchen, wird klar, was Liebe ist.
    (...)


    Aber leider geht's hier um Nächstenliebe und so weiter und weniger um das, was man allgemeinhin unter "Bestimmung" versteht.

    Mich hätte aber eher interessiert, wie du das mit der Nächstenliebe siehst (Thema).

    Da kann man ja über Gott noch soviel hin- und herreden, aber das sagt eigentlich nichts zum Thema.

    Jump

  • Zitat

    Original von fratzmaus
    ...

    Wir beten falsche Götter an, wir lehnen echte Hilfe ab und wollen mit dem Kopf durch die Wand. Das ist ein Verhalten, wie man es Kindern unterstellt - also, sind wir Kinder.

    ...

    Er könnte uns das Paradies bereiten. Doch WIE würden wir es nutzen?
    Wir sind Neidhammel, Rechthaber und Streithammel - ich kann mir denken, wie das Paradies schon sehr bald aussehen würde (!)

    schade, dass du so verallgemeinerst und die menschlichen seiten derart reduzierst...

    mich beschleicht immer wieder bei deinen sätzen das gefühl, dass du negativ zu zwischenmenschlichen beziehungen in welcher form auch immer eingestellt bist. vielleicht liege ich falsch mit meiner annahme. dann möchte ich mich jetzt schon hier dafür entschuldigen, was ich geschrieben habe. vielleicht liege ich aber auch nicht falsch, dann würde ich dir gerne mit auf den weg geben, dass sicherlich nicht alle menschen in unser leben passen mit ihrem leben, ihren einstellungen usw., wir uns in einem bunten gefüge befinden, aber auch dies ist sicher gottgewollt und ich sehe in jeder konfrontation, in angstvollen, schwierigen oder was auch immer für situationen die möglichkeit, daran zu wachsen. ich schreibe dir dies als gedankenanstoß... nicht mehr und nicht weniger... ;)

    ein funkelnder gruß von
    asachara

    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.

    - Afrikanisches Sprichwort -

  • asachara, :)

    Du musst Dich nicht bei mir entschuldigen, denn ich möchte Dir sogar danken für Deine ehrlichen Worte.

    Und Du hast Recht. Wenn ich mir meine Sätze durchlese, komme ich zu der selben Ansicht. Ich gebe zu, das hat mich leicht erschreckt.

    Andererseits ist es auch kein Wunder, dass ich inzwischen diese Einstellung/Sichtweise habe. Ich erlebe es ja Tag für Tag und das schon seit Jahren. Und bin überzeugt, dass die meisten von uns - auch ich - gute Menschen sein möchten, dass wir uns sogar dafür halten. Doch, stimmt das auch?

    Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann bin ich eben nicht dieser gute Mensch, der ich gern wäre. Ich kann mich nur jeden Tag bemühen, mein Vertrauen wieder aufzubauen - zu mir und zu anderen. Das wird schwer sein, aber es ist nicht unmöglich.

    Ich wählte absichtlich das Forum "Philosphisches", weil ich weiß, dass es nicht ganz einfach sein wird, meine Gedanken Euch verständlich zu machen. Und es sind nur Gedanken und noch längst nicht alle Gedanken - das bitte ich zu berücksichtigen.

    Ich will wirklich versuchen, so nach und nach meine Sicht der "Bestimmung" auf zu zeigen.

    Was es auch noch schwer macht hier, ist, wenn mit Zitaten, einzelnen Sätzen, Gedanken aus dem Zusammenhang gerissen werden.
    Denn, es geht mir nicht nur um das rein "Zwischenmenschliche" es geht mir tatsächlich um unsere Bestimmung und da muss ich leider auch verallgemeinern. Obwohl es mir eigentlich auch lieber wäre, wenn ich nur von mir reden könnte - aber ich bin nunmal nicht allein auf der Welt (ein Glück!) ;)

    irren ist menschlich ;)

  • Also, ich verstehe die Thematik nicht.
    Geht es nun um die Bestimmung des Lebens durch irgendetwas oder um Näcchstenliebe?
    Oder bestimmt die Nächstenliebe unser Leben?
    Mein Gott, ich schnall's nicht.

    OK denne, einigen wir uns mal auf ein Gebot, da die meisten Schreiberlinge hier Kinder des abendländischen christlichen und humanistischen Bildungssystems sind:

    «Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.»

    Das Gebot wurde Jahrhunderte lang falsch gedeutet, da es knapp an einem Übersetzungsfehler vorbeirauscht. Eigentlich sollte es korrekterweise etwa lauten:

    «Du sollst Deinen Nächsten und Dich selbst lieben.»

    Und dieses Schlamassel löse ich nun folgenderweise:

    Halte Deine Handfläche vor Dich hin und schau drauf .
    Stelle Dir Dich vor als winziges Menschlein, das sich auf Deiner Handfläche befindet, guck' das Dich-Menschlein an von allen Seiten, hauche es warm an und rufe ihm zu:
    «Hey, ich mag Dich ganz dolle!»
    Danach guckst Du etwas verschämt in der Gegend rum und denkst: «Wenn Die wüssten ...», und gehst fröhlich pfeifend munter Deines Weges.

    Und wenn's mal im Leben nicht so ganz klappen sollte, weisst Du ja, dass Du Dich in der Hand hälst.

    vero

  • In meinen bisherigen Aussagen sehe ich keine Widersprüche.
    Es ist nunmal kein Thema, das sich mit wenigen Sätzen abhandeln lässt. Und so wollte ich das auch gar nicht.

    Um einmal auf Jump einzugehen - Nächstenliebe und Glaube sind nicht unbedingt voneinander zu trennen. Es gehört eine gehörige Portion Glauben dazu, Nächstenliebe überhaupt zu praktizieren.

    Als Mensch einfach nur zu "existieren" um der Fortpflanzug willen, ist unmöglich. Was sollten denn all die Menschen tun, die sich nicht fortpflanzen können? Sollen die ihr Leben weg werfen?

    Ich denke, also BIN ich.

    Selbst wenn ich wollte, ich wäre gar nicht imstande, einfach stumpf vor mich hin zu leben. Als Mensch bin ich beweglich, geistig und körperlich - Stillstand gibt es erst mit dem Tod.

    Um an meinem Leben gefallen zu finden, versuche ich mich zu orientieren. Ja, da geht es schon los - woran orientiere ich mich und an wem?
    Je nach dem, was mir vorbildlich erscheint, versuche ich nachzuahmen, diesem Vorbild mindestens ähnlich zu sein.

    Mit Vorbildern ist es so eine Sache. Ist es die Mutter, werde ich versuchen, so zu sein wie sie. Meistens ist es eher so, dass man eher vermeidet so wie die Eltern zu sein/werden.

    "Nächstenliebe"! Das muss einem doch schon nach ein paar Sätzen auffallen, wie schwer das überhaupt zu praktizieren ist ;) Wie viele Vorbilder braucht es? Und was, wenn die einen enttäuschen? Noch schlimmer - ich schaffe es nicht, so zu sein und bin von MIR enttäuscht!

    Was dann? Wie geht es weiter?

    Die meisten "Vorbilder" sind doch auch "nur" Menschen, mit Fehlern, wie ich sie habe. Und ein Sturkopf bin ich noch dazu. Es braucht schon einiges Vorbildliches, um mich zu überzeugen ... ja..ha..!

    Folgendes ist mir passiert: Ich mit meiner Überheblichkeit und meinem Starrsinn, kam eines Tages darauf, als es mir besonders mies ging, dass ich allein nicht aus dem Dreck rauskomme. Und wie auch immer - von anderen Menschen in meinem Umfeld hätte ich mir ums Verrecken nicht helfen lassen.
    Da holte ich mir Hilfe von fremden Menschen, jo, denen unterwarf ich mich (es waren Fachkräfte), da ging das.
    Ich erholte mich rasch, konnte bald wieder klar denken und entdeckten für mich den Glauben neu, weil ich wieder an MICH glauben konnte - ich werde aber den Deivel tun und mich selbst anbeten oder verherrlichen, denn das täte mir ganz und gar nicht gut.

    Ich persönlich, bin garantiert noch weit davon entfernt, mit der Nächstenliebe den richtigen Umgang zu pflegen.

    Zumal ich mir erst mal im Klaren sein muss, was genau die viel gepriesene Nächstenliebe ausmacht.

    Und deshalb möchte ich mit Euch darüber "philosophieren" und nicht nur diskutieren. :)

    vero, Du bist mir immer eine große Hilfe dort, wo ich nimmer weiter weiß..*gg*

    irren ist menschlich ;)

  • wird sich mit der Fragestellung der Bestimmung ausgesprochen schwer tun. Es bleibt genau betrachtet nicht viel Nachwirksamkeit des menschlichen Lebens ... vielleicht höchstens bei manchen geschichtlichen Größen oder einiggen wissenschaftlichen Koryphäen ...

    fratz, ich kann von Deinen Gedanken vieles nachvollziehen und sehe für mich manches ähnlich; ich würde meine Bestimmung als eine soziale definieren ... mal mit Schwerpunkt auf andere, mal auf mich selbst, das wechselt von Zeit zu Zeit. Über allem steht häufig die Fragestellung "Be-greife Dich selbst"; ich finde die Gefühlswelten dabei hoch spannend, weil sie stetig wirksam und häufig lähmend sind, am deutlichsten ist das z.B. am Gefühl der "Angst".

    :neu: Garp und ... wie er die Bestimmung sieht

  • @fratz
    Ich weiss nun nicht, wie Dein Satz gemeint ist.
    Hoffentlich habe ich da nix vermasselt ... ?(

    Da stand letzte Woche irgendwo, dass verwahrloste Kleinkinder, Veränderungen in den Hirnfunktionen zeigen. Mit Verwahrlosung ist gemeint: Fehlende oder mangelnde Zuwendung, fehlende soziale Kontakte, mangelnde emotionale Beziehung etc.

    Es scheint so zu sein, dass der Mensch als Nesthocker intensive umfassende Zuwendung benötigt, die er je nach Entwicklungsphase oder Stimmng auch ablehnen kann.
    Ob ihm dies als Trieb in die Wiege gelegt wird, weiss ich nicht. Handelte es sich jedoch um einen Trieb, wäre diese umfassende Zuwendung eine Art «Agens für das Leben», eine Lebenskraft.

    Jedenfalls scheinen sich aus solchen Störungen später Kontaktschwierigkeiten zu ergeben dahin gehend, dass gefühlsmässige Bindungen schwierig oder gar verunmöglicht werden.

    Unsere Bestimmtheit könnte also sein, dass wir uns durch umfassende Zuwendung in den ersten Lebensjahren erst aufgenommen fühlen in der grossen Familie der Menschheit, selbst wenn wir den grössten Teil dieser Familie gar nie zu Gesichte kriegen.
    Dieses Aufgenommensein würde uns umfassende Lebenskraft verleihen, uns relativ mühelos im Kreise der Mitmenschen zu bewegen. Und diese Lebenskraft würde uns ermöglichen, uns selber samt den andern mühelos zu mögen.

    Nächstenliebe wäre so auch zu verstehen als ein «Gefühl der Verantwortung für den Nächsten » und eine gewisse «Opferbereitschaft » für diesen - und das Ganze denn eben auch - und vor allem - für sich selber.

    @fratz, frag doch mal, wer nicht schon mal im Dreck gesteckt hat! Kann jedem passieren, in welcher Form auch immer. Des weiteren trifft es nicht zu, dass jeder sich aus eigener Kraft aus dem Dreck ziehen kann. Ist zwar ein gefälliges Wort aus dem Volksmund, aber eben unrichtig.
    Ein Teil Deiner Selbstbezichtigungen mit Begriffen wie: Starrsinn und Überheblichkeit etc. wollen mir gar nicht gefallen. Sie klingen für mich sektiererisch.
    Wärest Du solchen Dingen «verfallen», hättest Du keine Hilfe geholt.
    Basta. ;)
    Damit ist gesagt, dass Du geruhsam auf schlimme Zeiten zurückblicken darfst, aber nicht musst. Wir sind alle «... dazu verdammt, zwischen dem Guten und dem Bösen zu wählen ...» (frei zitiert nach Sartre). Das ist der Tribut an unsere Freiheit.

    Das ganze menschliche Beziehungsgeschehen über Gott zu definieren, vermag ich nicht, bin aber auch ein Kind des christlichen Abendlandes und strotze vor Fehler, die ich, bemerke ich sie mal, versuche zu beheben ... - was denn auch nicht immer so wunderbar gelingt.

    vero

    Einmal editiert, zuletzt von vero (25. Oktober 2003 um 10:36)