meine Kindheit liegt schon einige zeit zurück, aber dieses Kinderbuch hat mich auch geschockt.

Ich fand es damals grausam und es ist mir heute noch mehr als unsypathisch.

Als meine Tochter dann auch so ein Buch für ihre Tochter Zuhause hatte, verstand ich die Welt nicht mehr. Ich hätte ihr das Buch nie geschenkt, geschweige denn, vorgelesen

Als ich noch Kind war, war es ja noch üblich, dass man die Kinder artig und brav hielt, dass Kind erst die Erwachsenen ausreden ließ und nicht etwa dazwischen plapperte!

Ja und dann gab es da noch die Geschichten vom schwarzen Mann, der den Kindern im Keller auflauerte..usw..

Da musste so ein "Kinder"buch herhalten zu Erziehungsmaßnahmen *bäh..grässlich*!

Was ist daran merkwürdig ?

Die Leute die das Buch kaufen, rechtfertigen seine weitere Herstellung.

Wir hatten als Kinder dieses Buch auch und ich habe hier auc noch 1 o. 2 Ausgeben rumfliegen, aber so richtig bedenklich finde ich diesen Umstand nicht.

Ich fand die Geschichten immer schweinecool. Rotkäppchen und Consorten waren übrigens genauso "grausam". So gesehen dürfte man ja gar nicht vorlesen....

Aber man wird kaum verhindern können, dass den Kindern der Struwwelpeter unterkommt: In Kaufhäusern und Büchereien, von wohlmeinenden Tanten, Onkels und Großeltern, ...

Sollte ich mal Kinder haben, werde ich den Struwwelpeter gemeinsam mit ihnen anschauen, über die seltsamen
Erziehungsmaximen und -techniken von damals lachen und mich an den doch recht geschliffenen Versen zusammen mit dem Kind erfreuen. Kinderseelen haben auch ihre Abgründe, die entsprechende Inhalte verdauen können, denke ich mal.

Lama

na klar, habe ich das irgendwie verdaut.

Aber es bleibt immer eine negative Erinnerung daran zurück.
Viel lieber schaute ich mir Bilder mit hübschen, rotbackigen Kindern in einem sonnigen Garten an. Diese Bilder habe ich auch heute noch in angenehmer Erinnerung.

Ob es anders gewesen wäre, wenn meine Mutter mit mir Struwwelpeter angesehen hätte (ich glaube, das hat sie sogar) hm, ich weiß nicht - ich glaube, ich fragte sie sogar, weil ich manche Bilder nicht verstand.

Nun ja, Rotkäppchen und andere Märchen waren schon auch grausam. Oder der Wolf und die sieben Geißlein, flößte mir auch ein wenig Angst ein, aber da war mir klar, dass es ja "nur" ein Märchen war

Nun, immerhin, wenn es zur Erziehung eines Kindes gehören sollte, dann vielleicht in dem Sinne, dass ich als Kind die Erfahrung des "Mitleids" machte.

Bestimmt interessant für junge Eltern, ihre Kinder zu beobachten, wie sie auf solche Bilder reagieren?

Nun, die Reaktion wird immer ungefähr gleich sein. Auf besten sollte man "jüngere" Kinder nicht unreflektiert mit solchen Geschichten alleine lassen, dann verstehen die das schon richtig. Das gilt auch für grauslige Fernsehsendungen, welche allerdings manche Eltern geradezu benutzen, um selbigem auszuweichen.

Übrigens sollte man bedenken, dass die, die sich Struwwelpeter oder Hänsel und Gretel ausgedachten,
vielleicht nicht im Traum daran dachten, daß es mal eine Zeit geben wird, in der Kinder in der Realität in solche Situationen kommen können (Kinderpornographie). Oder etwa doch? Bedenke Fratzi, daß Märchen usprünglich nicht (nur) für Kinder gedacht waren. Gemeint sind dort psychische Zusammenhänge, bei Hänsel und Gretel zum Beispiel die scheinbar aussichtslose Situation, aus der man sich dennoch befreien kann, wenn man nicht aufgibt und die scheinbar übermächtige Bedrohung, die sich dann jedoch als keineswegs unbesiegbar erweist, wenn man nur den Mut aufbringt dagegen anzugehen.

Betrachet unter diesem Blickwinkel mal das tapfere Schneiderlein, Dornröschen oder den, "der auszog, das Fürchten zu lernen". Diese Geschichten spielen sich zu allen Zeiten und Tag für Tag ab....

Lama

Lama, das sehe ich inzwischen auch so.

Nur, damals gab es in den meisten Häusern noch kein TV und selbst Radio war noch nicht selbstverständlich überall vorhanden, da erzählte man eben Geschichten und Märchen und las sie vor.

Und Grausamkeiten an Kindern, ist wohl so alt wie die Menschheit selbst, weil Menschen eben nicht nur "gut" sind, sondern sehr selbstbezogen und leider oft auch ohne Mitgefühl.

Was genau die Autoren der Märchen bezweckten und wie sie Wahrheiten darin verpackten, können wir leider nur spekulieren. Tatsache ist, dass jedes Märchen einen Bezug zum Leben hat - wenn man so will, zum Alltag, zum Menschen, zu Angst, Armut, Familientragödien und zu den Träumen von einer besseren Welt, wo jeder seine Wünsche erfüllt bekommt.

Wenn ich überhaupt eine Geschichte grausam fand, dann war das die Geschichte vom Suppenkaspar !

Der starb am Ende ziemlich heftig

Zitat

och, lama, ich denke, es gibt doch ein ganz ansehnliches repertoire an "gewaltfreien"
märchen&erzählungen ...

Fällt dir da spontan eine/s ein, nandris? Selbst auf den Bibi Blocksberg Cassetten, die ich als Kind immer anhörte,
gings nicht ganz gewaltfrei zu.

Zitat

notfalls kann man ja selbst erfinderisch werden - du als kreativer mensch hast da ja sicher keine probleme.

Das mit dem "erfinderisch" ist schwerer als du denkst. Ich habe der Kleinen von meiner Cousine (5 Jahre alt) schon ein paar Geschichten aus einem Märchenbuch vorgelesen und versucht, den Text zu "entschärfen". Da sie die Märchen schon öfter von ihrer Mama vorgelesen bekam, ahndete das Kind jede Abweichung vom Erzählverlauf als Verstoß. Offenbar macht gerade das formelhaft Stereotype einer Märchenerzählung den großen Teil seines Zaubers aus. Und wer meint, erklären, aufzuklären zu müssen, gerade der entkleidet zuweilen das Ganze seines Zaubers, welcher eigentlich die Kindheit geradezu ausmacht. Aber vielleicht werde ich mich demnächst tatsächlich mal an einem gewaltfreien Märchen versuchen.

Zitat

also, ich denke nicht, dass ich mit einem drei- bis sechsjährigen kind über die erziehungsmaßnahmen diskutieren&lachen würde, die im struwwelpeter angewendet
werden... vermutlich ist das noch ein bisschen zu viel für so ein junges ding.

Drei Jahre finde ich auch auf jeden Fall zu jung. Ansonsten hängt es vielleicht auch von der Mentalität des Kindes ab. Einem tagträumenden, immerbraven Hascherl würde ich den Struwwelpeter auch mit sechs noch nicht vorlesen Allerdings sollte man auch keine furchterregenden Monsterbilder im Kinderzimmer als Poster aufhängen oder Horrorgeschichten zum einschlafen erzählen. Das paßt einfach nicht.

Zitat

Wenn ich überhaupt eine Geschichte grausam fand, dann war das die Geschichte vom Suppenkaspar ! Der starb am Ende ziemlich heftig

Nucleus, danke für den Link. Mein Favorit war Konrad der Daumenlutscher. Insgesamt habe ich als Kind übrigens mehr über die unverständlichen Illustrationen gegrübelt als mich vor den Handlungen gefürchtet. Ich hatte ehrlich gesagt sogar eine ausgesprochen sadistische Ader (viele Kinder haben das )erworben, und die wurde durch die Daumenlutschergeschichte nicht schlecht gekitzelt! Wenn ich ein anderes Kind am Daumen lutschen sah, hab ich mir vor meinen inneren Auge immer ausgemalt, was dem jetzt wohl bald wohl blühen könnte.

Lama

Ich kreuzigte Regenwürwmer !

Kannst'e dagegen anstinken ?

Nee, die Froschaufblasnummer habe ich mir nicht gelappt.

Naja, nicht in dem Extrem zumindest

Der wurde böse von einem Staffordshire der sich den Friedrich nicht antun wollte in die Wade gebissen.

Er überlebte

Habe ich in irgendeiner Form Partei für einen der Beiden ergriffen