• WOW ! Das war ein Ding.
    Ich war in Wiesbaden.
    Wir guckten Tele ohne Ende.
    Onkels und Tantas heulten.

    Eine ältere Dame heulte heftigst,
    Ihr damaliger Freund und Verlobter
    War von den Russen verschleppt und
    Deportiert worden. Er kam nie wieder.
    Keiner der Suchsdienste konnte ihn finden.

    Ich war total fasziniert und freute mich
    Wahnsinnig mit den Leuten,
    Wollte nach Berlin reisen, konnte meine
    Hunde aber nicht mitnehmen.

    So beendete ich das fiebrige Wuscheln
    In den Farplanseiten, sattelte meinen
    Wagen, fuhr ins Stadtzentrum, liess am
    blödesten Ort die Hunde pinkeln und
    Fuhr ziellos umher, bis ich schliesslich
    Wieder zu Hause landete.

    Als auch noch die Telefonleitung nach
    Weimar unterbrochen war, ass ich
    Tonnenweise Nüsschen.

    Gorbi, Honi & Co. standen eher im Hintergrund.
    Im Zentrum stand für mich ohnehin
    Seit Ungarn immer Genschman.
    Ein Volk konnte ausbrechen, das fand
    Ich den absoluten Event.
    Alles in allem ein persönlicher
    Ausnahmezustand. ;)

    vero

  • wir waren damals auf der bowlingbahn und meine freundin, die in sachsen geboren ist, hat uns vor freude den ganzen abend im schönsten sächsisch die ohren vollgeblubbert und mit apfelkorn abgefüllt. danach sind wir dann nach hause gelaufen und haben überall geklingelt, um allen die frohe botschaft zu bringen :D

    an den tag erinnere ich mich heute noch, denn er machte mich zur antialkoholikerin. mann war mir schlecht.....ich hab 3 tage gebraucht um mich zu erholen :D

  • Das mit Ungarn erfuhr ich relativ spät :D

    Ich hatte damals andere Dinge im Kopf und bekam so etwas wie Nachrichten wenn überhaupt nur selten und sehr spät mit.

    wenn'se wissen was ich meine
    dujunowattaimien
    :lift:


  • Ich kann mich an den Tag auch noch genau erinnern. War damals mit einem Mädel aus Bernburg (Halle a.d. Saale) zusammen, welche noch über Ungarn abgehauen war. Familie, Eltern und Geschwister, wie die Grosseltern waren noch drüben. Ich sah dann die Nachrichten im Fernsehen, war irgendwie fassungslos, konnte es nicht so recht glauben. Ich rief sie, und als sie es sah und begreifen konnte, flossen reichlich die Tränen bei ihr. Sahen uns dann unersättlich und voller Freude die bewegenden Szenen aus Berlin an.

  • War vorher meine Heimatstadt Westberlin von Ungarn-DDRlern übersät - das machte nichts.
    Berlin ist die Stadt, deren Bewohner in keiner Krise jammern.

    Menschliche Abgründe taten sich auf.

    Der Hauptstädter reiste zu seinem Liebsten - um festzustellen, auf einen Sextouristen 'reingefallen zu sein.

    Die offiziell Ausgereisten waren neidisch auf die über Ungarn - die zum Teil ihr Westgeld in den Arsch gesteckt hatten, aus Angst, der BGS nähme es ihnen ab.

    Ein Freund sagte zu mir: "Jetzt kommen die Leute hierher, vor denen ich geflohen bin."

    Ich arbeitete als Türsteher in einem Club in Charlottenburg, der vom Hörensagen auch in Ostberlin bekannt war - Trabitaxen steuerten den Laden an, und das Entrée war voll von Leuten, die sich weinend in den Armen lagen.

  • Nichts zu danken, vero ;)

    Ich hätte da noch die Rücktrittsrede des Staatsratsvorsitzenden, sowie ein Stück seiner Rede zum 40. Jahrestag der DDR anzubieten. Ich werd's später nachreichen, denn es ist schon witzig, ca. 10x zu hören wie er "Deuschemokeschepublik" nuschelt ;) Irgendwie komisch...zur damaligen Zeit ist mir die extrem leiernde Stimmlage nicht halbso sehr aufgefallen 8)

    Zum 9. November 1989 bzw. der Nacht vom 9. auf den 10. November...

    Ich machte damals meine Ausbildung in einer staatlichen Einrichtung (Gesundheitseinrichtung mit angeschlossenem Internat) weshalb ich die Woche über - trotz Nähe zu meinem Heimatort - im Internat übernachtete. Normalerweise ließ ich mich jeden Morgen vom Radiowecker aus dem Schlaf holen. Diesmal hatte ich ihn vergessen zu stellen und auch mein Mitbewohner auf dem Zimmer gehörte zur Kategorie der Murmeltiere. Also blieb nach dem Aufwachen lediglich Zeit zum Sachen schnappen und als wir vor dem Unterrichtsraum standen hatte keiner einen blassen Schimmer davon, was sich die Nacht zuvor in Berlin ereignet hat. Trotz Grenznähe - denn das Internat lag im damaligen - sogenannten - Sperrgebiet in unmittelbarer Nähe zur Grenze.

    Erst als unser Lehrer - ganz aufgelöst und auch ziemlich spät - kam, erfuhren wir von den Ereignissen. Flugs wurde ein kleiner Fernseher besorgt - ein JUNOST *gg* - und untermalt von galaktischen Rauschen (die Zimmerantenne war halt nicht so toll) lauschten wir gespannt den Nachrichten (unseren - denn bis dato war Westfernsehen für uns in der Einrichtung dort verboten).

    Meinen Stempel in den Ausweis holte ich mir noch am selben Tag - bis zu meinem ersten "Besuch im Westen" dauerte es allerdings noch ein paar Tage. Am 23.11. war es dann soweit und ich bin zusammen mit einem Freund nach Walkenried gefahren - ein kleiner grenznaher Ort - die Bahnstrecke zwischen Ellrich und Walkenried/Bad Sachsa war wieder eröffnet worden, wir fanden es unheimlich spannend und es schneite... *hachmach* ...es war einfach nur schön :)

    Leid tat es mir nur für meine Oma. Sie hat im September 1989 nach einem langen Behördenmarathon legal ausreisen dürfen und zwei Monate später saß die bucklige Verwandtschaft ihr wieder auf der Pelle :D


    @ Star

    Zitat

    Trabitaxen


    sind hoffentlich nur ein Sinnbild, oder? ;)

    _________________________________________


  • TRABI ?
    Ich mochte die Garozza.
    Später wurde mir einer als Geschenk des Ostens angeboten.
    Ich verzichtete mangels Zweitgarage und erstand
    Mir einen ganz winzigen als Spielzeug.

    Ach, da gab's noch die Monsterkontrolle auf
    Der Autobahn kurz vor Berlin-Ost.
    Vor mir regte sich ein äteres Ehepaar
    Fürchterlich auf, da ihr Wagen nicht ansprang,
    Wie es die Polizisten haben wollten.

    So entstieg ich meinem damaligen Audi100
    Schnappte mein Überbrückungskabel und
    Bot es als als Starterhilfe an,
    Was die Polizisten mächtig
    Erstaunte. Glücklicherweise hinderten sie
    Mich an meinem Vorhaben. :D

    Weia weia, eine Überbrückung Audi100 zu Trabi
    Hätte dem kleinen mindestens alles an Verkabeltem
    Verbrannt.

    [Habe ich das nicht schon alles mal beschrieben?]

    vero

    Einmal editiert, zuletzt von vero (11. November 2004 um 19:52)

  • Stimmt, Vero. Ältere Modelle hatten nur 6 Volt!
    Für ein Radio brauchte es eine Zweitbatterie.
    Ichg selber hatte ein Jahr einen Wartburg - bis ich *&$§* , noch nicht ganz ausgerollt, den Rückwärtsgang einlegte - KLONG hing das Getriebe auf der Straße.

  • ...fällt eher unter die Rubrik:


    Irrtümer der Geschichte.

    honi2.jpg

    Die Mauer wird auch in 50....hört selbst ;)


    Achja... der Trabbi *träum*

    Er war mein erster Wagen und irgendwo hab ich sogar noch ein Bildchen von ihm. Selbst nach Bonn hat er mich 1995 noch begleitet und sorgte schon auf der Hinfahrt - vollbepackt und tuckernd - für Furore. Er gab 50km vor dem Ziel den Geist auf und ein freundlicher gelber Engel - der mal in der Nähe Kassels gearbeitet hat - improvisierte hervorragend :)

    Nach dem ersten Bonner Winter allerdings wollte er nicht mehr (das Autochen) und wurde gegen einen Micra eingetauscht... zu meinem Leidwesen und zur Freude vieler Bonner... konnte ich doch einen Stadtteil wie Lengsdorf beinahe einnebeln, wenn ich ihn Morgens gestartet hab *träum*


    edit: Dateiname war falsch :o)

    _________________________________________

    3 Mal editiert, zuletzt von DiaryofDreams † (11. November 2004 um 21:04)

  • Als wir im Fernsehen die Bilder aus Ungarn von den Menschenmengen auf dem deutschen Botschaftsgelände sahen, hatte ich nur einen Gedanken: "Meine Freundin und ihre Familie sind da!" Ich guckte mir fast die Augen aus dem Kopf, entdeckte sie aber nicht. Sie hatten kein Telefon, deshalb konnte ich nicht nachhorchen, sondern musste abwarten.
    Später berichtet sie mir- ja, sie waren da! Nur weil das Wetter so schlecht und ihr Kind krank war, drehten sie wieder um und fuhren nach Hause.

    Wir fieberten an TV, Radio, Telefon und beim Lesen der Zeitungen mit und als dann das geschah, was ich nicht erwartet hatte*, als die Mauer fiel, war das eine Riesenfreude, denn endlich konnten wir nach Berlin, Dresden und Mecklenburg fahren, wann, wie und sooft wir wollten und meine Freundin und ihre Familie besuchten uns nicht als die, die überlegten, ob sie das "Wiederkommen vergessen" sollten, sondern einfach nur als Freunde auf Besuch - das war toll!!!

    Mein Sohn ist im Jahr 1989 geboren. Er war beim Mauerfall knapp ein halbes Jahr alt - dieses Jahr werden wir also doppelt niemals vergessen.

    Als aktive Christin hat es mich natürlich auch sehr gefreut, dass die Christen der DDR mitbeteiligt waren an der "friedlichen Revolution".

    _______
    *Ich hatte befürchtet, dass die Kinder und Jugendlichen einer solchen Gehirnwäsche unterzogen würden, dass der Großteil von ihnen vielleicht nie "aufmucken" würde - was (zum Glück) für ein grundlegender Irrtum meinerseits! (Durch das Beispiel meiner Freundin hätte ich es eigentlich besser wissen müssen.

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • von Erich

    Zitat

    vor Räubern zu schützen

    ist herzallerliebst :]

    visionär wäre gewesen, wenn er dies noch ergänzt hätte um den Begriff der "Abwickler" ... die kurz drauf ihr Unwesen trieben.

    Ich habe den Mauerfall damals im Fernsehen mitbekommen, hat mich tief ergrifffen; ich habe mich für den Tag nach Berlin gewünscht und war mehr als perplex von der Rasanz der Ereignisse.

    Irgendwie haben mich die weiteren Entwicklungen dann aber enttäuscht, weil die Chance auf eine andere Republik durch den Anschluss der DDR schnell der Vergangenheit angehörte ...