Womit Robert?

Hiermit:
"1991
Schnitzler äußert in der Wochenzeitschrift "Der Spiegel" die Meinung, der "zurückgeworfene Sozialismus (sei) dem Kapitalismus überlegen" und werde "im nächsten Jahrhundert die Oberhand gewinnen". "

oder damit:

"1994
Veröffentlichung der Schrift "Provokation", die mit dem Satz beginnt: "Die Deutsche Demokratische Republik war das Beste, was in der Geschichte den Deutschen, den Völkern Europas und der Welt aus Deutschland begegnet ist". "
????

Beides hier gefunden.

Unwissende bittet um Aufklärung.

Zitat

Original von kolibri
"Die Deutsche Demokratische Republik war das Beste, was in der Geschichte den Deutschen, den Völkern Europas und der Welt aus Deutschland begegnet ist".

Wenn sie das Beste war:

- warum wollten sie denn dann soviele, die dort lebten, verlassen?

- warum wurden die, die es ohne Erlaubnis versuchten, erschossen oder landeten in Bautzen?

-warum musste man als 15Jähriger Westler Blut und Wasser schwitzen, wenn man seine Brieffreunde (die Briefe wurden ohnehin alle gelesen und man hatte Angst Dinge zu schreiben, die den Empfänger in Teufels Küche bringen konnten) in der DDR besuchen wollte? Wir wurden mehrere Stunden im Bahnhof wie in der Sardinenbüchse festgehalten, weil ein Passfoto nicht gefiel.

Ich möchte mit diesen Fragen nicht provozieren, sondern ich kann einfach nicht verstehen, warum ein Staat, der durch Angst und Schrecken regiert wird, das Beste sein soll ", was in der Geschichte den Deutschen, den Völkern Europas und der Welt aus Deutschland begegnet ist".

Zitat

Karl Eduard von Schnitzler hatte doch recht.

sicherlich. dumm war der nicht. war franz-josef strauß auch nicht. und einige andere auch nicht. heißt aber nix.

Zitat

die ohne erlaubnis.... wurden erschossen....nicht dein ernst oder?

Du weißt, dass ich die meinte, die an der Mauer erschossen wurden.

Zitat

wie wir heute aus birtler (?) quellen wissen, war das nicht so. es gab zielgerichtete postkontrollen, ungesetzlich sicher.

Dann würde ich gern wissen, wessen Briefe gelesen wurden und wessen nicht. Steht das auch in diesem Bericht?
Als staaltliches Druckmittel reicht es doch völlig aus, dass die Menschen befürchten, dass ihre Briefe gelesen werden und dass sie deshalb nicht schreiben, was sie wirklich möchten.

Zitat

angst und schrecken ist bildzeitungsniveau.

Angst und Schrecken waren Realität, hüben und drüben. Hab ich mehrfach am eigenen Leib erlebt. Ich war Schülerin und junge Frau und wollte lediglich meine Freundin besuchen - sonst nichts. Warum musste ich mich wie eine Übeltäterin "begutachten" und anschnauzen lassen?
Warum brauchte meine Freundin eine staatliche Genehmigung (die sie natürlich nicht bekam, weil ihr Onkel "vergessen" hatte wiederzukommen und sie selbst später versucht hatte zu fliehen. Bei diesem Versuch zog sie sich - nach einer Verfolgungsjagdt wie im Krimi -schwerste Verletzungen zu, ihr Freund kam in den Knast - nach Bautzen), um mich zu besuchen.
Von unbeschwerten, fröhlichen Besuchen ohne Angst und Schrecken konnte da leider keine Rede sein.
So etwas möchten Kerstin und ich NIE WIEDER erleben!

Zitat

aber, seit es den zweiten deutschen staat nicht mehr gibt, sind mit deutscher beteiligung völkerechtswidrige kriege gegen jugoslawien, afghanistan und den irak, mit direkter und indirekter deutscher beteiligung geführt worden.
von deutschen boden darf nie wieder ein angriffskrieg ausgehen...usw.

Auch wenn ich Dir hier zum Teil Recht gebe, aber was hat deutsche Beteiligung an diesen Kriegen mit dem Verschwinden der "schönen neuen Welt" DDR zu tun?

Übrigens würde ich mir Bautzen gern mal ansehen und mir auch andere Informationen dazu anhören als die, die ich durch meine Freunde und das westdeutsche Fernsehen habe.

die Dich derartiges schreiben läßt, in vielem auch eine berechtigte Wut ... über das Märchen von den blühenden Landschaften, über eine Vereinigung, die dann eine krasse Übernahme wurde, abgewickelt und zum Wohle einiger Gewinnler.

Aber hier ein totalitäres Regime als das Beste hinzustellen, verhöhnt die Opfer ... von denen es viele Tausende gab

Die hoch gepriesenen "inneren Werte der DDR", menschliche Wärme, Solidarität und füreinander Einstehen können so tief verwurzelt denn wohl doch nicht gewesen sein, wenn sie nach dem Zusammenbruch gleich mit zusammenbrachen. Das man auch einiges der Erungenschaften (z.B. die Polykliniken) hätte übernehmen können statt alles zu verwestlichen, steht für mich außer Frage

Ein System aber, das seine Kritiker verfolgt, und das hat der SED-Staat massiv getan, hat für mich nichts, aber auch gar nichts an positiver Wertigkeit.

Welchen rosaroten Blick nimmst Du da eigentlich auf die SED-Bonzen, die sich noch um einiges heftiger bedient haben als die bundesdeutsche Mächtigenkaste, einfach weil es keinen aufdeckenden Journlismus gab.

Zitat

warum wollten sie denn dann soviele, die dort lebten, verlassen?

von der schätzung der flüchtlinge scheint mir diese näher dran zu sein -> Quelle

Zitat

- warum wurden die, die es ohne Erlaubnis versuchten, erschossen oder landeten in Bautzen?

weil im dezember 1957 die "staatsflucht" in der DDR zur straftat erhoben wurde. anscheinend konnte das regime seine bewohner nicht für das politische system begeistern...
allein der begriff "staatsflucht" unterstreicht den neurotischen zustand der führung. anderswo wandert man schlichtweg aus.

Zitat

angst und schrecken ist bildzeitungsniveau.

nein, das sicherlich in diesem zusammenhang nicht. einschüchterung und schikane lösen angst und schrecken aus und das war so gewollt.

Zitat

Original von Robert
Das willige Wählerschwein.

Eigentlich wollte ich Robert nicht in eine Diskussion über die DDR verstricken, sondern mir ist schlicht dieses Zitat unbekannt.

Ich wüsste gern, was Herr von Schnitzler genau und vielleicht ein wenig ausführlicher gesagt hat.

Nicht immer liegt in der Kürze die Würze. In diesem Fall nur, wenn man genügend Vorinformationen hat.

Zwar kann ich mir unter den Worten "williges Wählerschwein" etwas vorstellen und würde mir selbst aufs Schärfste verbitten, so tituliert zu werden, aber mir fehlt hier völlig der Hintergrund.

Sorry Robert, aber Du argumentierst sehr ungenau und mit vollends falschen Begriflichkeiten, für mich hast Du Dich hier vergallopiert, auch wenn Du berechtigte Kritikpunkte am demokratischen System anbringst.... sprichst von Diktatur des Geldes, wo es eigentlich um Einfluss geht, auch um Macht, aber Diktatur ist was völlig anderes.

Die Demokratie mag viele Schwächen haben, die Hauptschwäche ist gewiß der Mensch selbst, der der Gefährdung nicht widersteht, in einer Machtposition Vorteile anzunehmen. Aber daraus abzuleiten, alle Regierenden seien letztendlich korrupt und käuflich, halte ich für völlig daneben. Die Einflussmöglichkeiten der Politik sind geringer geworden, das ist eigentlich der Punkt.

Du unterschätzt zudem den aufdeckenden Journalismus, der in der Geschichte der Bundesrepublik Unmengen an Skandlen ans Tageslicht holte, auch häufig mit der Konsequenz, dass es vorbei war mit der politischen Karriere des Erwischten.Von all dem gab es in der DDR vermutlich ähnlich viel, aber da blieb dann alles unter der Decke, Pressefreiheit gabs ja nicht.

Und wenn Du von Verfolgung sprichst, bist Du wieder in einer falschen Terminologie. Es gibt ganz zentrale Grundwerte, die uns unterscheiden von der Diktatur, da nenn ich Dir nur mal als Beispiel die Meinungs- oder Versammlungsfreiheit oder die Rechtstaatlichkeit, die mich vor Willkür schützt.

Du kannst vieles positiv beschreiben (so die Errungenschaften für die Kinderbetreuung, Arbeit für alle oder die Geschlechtergleichstellung), aber nicht den Unrechtsstaat DDR, der den wichtigsten Wert schlechthin - die Freiheit - mit Füßen getreten hat.