• Seit Stunden sitze ich da und dort, gehe also herum und weiß nicht so recht, ob der Regen eigentlich manchmal zu faul ist sich aus Wolken fallen
    zu lassen, oder ob die Sonne das so will.
    Und ich gehe herum und mir ist, als wäre ich müde; dabei habe ich zuviel geschlafen – über 14 Stunden – nicht aus langer Weile, vielmehr wegen
    d e r Ratlosigkeit.
    Immer suche ich die Menschen und finde doch nur ["......."]. Und immer schwirrt mir dazu das eine Lied im Kopf in dem es heißt: „Ich bin
    unendlich einsam. Doch in meiner Einsamkeit wimmelt es vor Menschen.“
    Mein Zimmer habe ich vor zwei Jahren dunkelbraun gestrichen; und mein Bett ist Blau – gleich meiner Lieblingsfarbe. Ich habe ein Radio, das singt
    schöne Lieder und am Fenster steht eine Blume die wächst dankbar, obwohl sie allezeit im Dunkel lebt.
    Meine Fingernägel sind angemalt, also schwarz. Zehn kleine Punkte springen auf und ab vor meinen großen Augen.
    Meine Lieblingsband ist r.e.m.; zu Deutsch: element of crime. Eigentlich kennt das Radio nur CD’s aus deren Hause und mein Kopf auch.
    Der ist mit dunklen Haaren bewachsen, die sind lang. Sie fallen über die Schulter und etwas weiter.
    Ich wollte sie mir abschneiden, aber die Stimmen aus meiner Einsamkeit raten davon ab.
    Ich weiß nicht, ob sich etwas ändern würde – der Haare wegen; ich weiß nicht, ob ich Freiheit verlieren könnte darum.
    Ich weiß nicht, ob meine Eltern daheim sind. Wir haben uns heut Morgen gestritten und seitdem sehe ich sie nicht mehr.
    Und vor zehn Minuten stand ich im Garten und habe geraucht. Es dauerte fünf Minuten. Das liest sich länger als es mir vorkam.
    Und die Sonne hat auch nicht geschienen und es hat nicht geregnet und ich drehte meinen Kopf und kratzte mit den Füßen im Gras.
    Ich habe das alles nicht verstanden und niemand kam zu erklären.
    Ich weiß nicht, warum mir manchmal der Rücken weh tut und ich dann immer in die Badewanne steige.
    Oft nehme ich ein Buch mit, aber schon nach drei vier Seiten lege ich es weg. Das Wasser wird sehr heiß und ich kann nicht anders wieder heraus zu
    steigen.
    Manchmal rufe ich danach einen Freund an. Manchmal ruft der Freund an, wenn ich noch in der Badewanne liege. Das gibt dann eine Überschwemmung: denn ich springe auf und renne durch drei Zimmer und manchmal reiße ich Stühle dabei um. Und dann bin ich enttäuscht, weil das Gegenüber ratlos ist und fragt, ob wir uns nicht treffen könnten.

    Ich weiß nicht, ob ein Wort Gewichte trägt, wenn man es unter Tränen schreibt.
    Und ich weiß nicht, ob Worte sich überhaupt eignen, einen Todeskampf auszustehen.
    Ich wüßte gern, wer morgen von sich überzeugt und ob mir jemand einen Brief schreibt, aus Angst ich könnte ihn vergessen haben.
    Und ich wüßte gern, ob es mir überhaupt schlecht geht, oder alle Menschen so leben.

    m a r i e l l e

  • Hallo Marielle, die Stärken und Schwächen des einfach so Dahingekritzelten sind in diesem Stück präsent.Eigentlich mag ich ja Texte dieser Art nicht. Deine Zeilen klingen aber so ehrlich und auch verzweifelt, daß eine literarische Beurteilung sich verbietet. Der Text erweckt einen tiefen Eindruck.

    Gruß
    Lama