der (schlecht) tanzende fußfetischist

  • der (schlecht) tanzende fußfetischist

    manchmal, eher oft als selten,
    laß ich auch die meinung gelten:
    ja, der mensch ist, so er weiblich,
    körpermäßig unbeschreiblich
    schön, ja beinah wunderschön

    schon ein nacktes bein bereitet
    wahre freude und verleitet
    den betrachter zur erwägung
    ungehemmter offenlegung
    etwaiger zeh'n.

    doch gebieten ihm die sitten
    erst um einen tanz zu bitten
    und in dessen flotten zuge
    wird sich dann -wills gott- im fluge
    zeigen, ob sich was ergibt

    schon beim halbminutenwalzer
    kann dem routinierten balzer
    oft der große wurf gelingen
    meister wird in solchen dingen
    nur wer fleißig übt

    und sie jauchzt bei jeder drehung
    und es klingt als würde schmähung
    wirklich nicht in frage kommen
    (eine treppe wird erklommen
    und geöffnet eine tür)

    seht ihn schwitzen, sich ereifernd
    "erst die schuhe!" drängt er geifernd
    groß ist wieder mal der schrecken
    übersäet mit blauen flecken
    sind die füß' von ihr

    hört den fetischisten fluchen
    nun nach dutzenden versuchen
    will er grund- und vorsätzlich
    sein ICH normalisieren
    von nun an will er krankhaft sich
    auf ohrläppchen fixieren

    ;)

    Lama

  • Lama, das ist mal wieder eine ausgefallene Idee und lustig und von Reim und Rhythmus hervorragend geschrieben! Ähm, bis auf den letzten Vers. Da bin ich irgendwie dolle ins Stolpern geraten. Und zwar diese 3 Zeilen:

    Zitat

    will er grund- und vorsätzlich
    sein ICH normalisieren
    von nun an will er krankhaft sich


    "Will er grund- und vorsätzlich" kommt mir viel zu kurz vor. Aber auch von der Betonung her sind die Wörter dieser 3 Zeilen irgendwie so, dass ich komplett aus dem Rhythmus komme. Kann man da vielleicht noch was dran machen?

    Ich könnte es mir beispielsweise so vorstellen:

    will er grund- und auch vorsätzlich
    jetzt sein ICH normalisieren
    ab sofort will krankhaft er sich
    nur auf Ohrläppchen fixieren

    Wobei jetzt die letzte Zeile im Vergleich zu den letzten Zeilen der anderen Verse wieder zu lang ist - aber es ließe sich rhythmischer lesen.

    Gruß,
    Mindi

    Einmal editiert, zuletzt von Mindiyana (12. Juli 2003 um 12:39)

  • Lama toll geschrieben ;)

    Eine Blume die ihren Kopf h�ngen l�sst,
    hat die Kraft verloren noch dran zu glauben,
    dass sie wasser bekommt zum Leben.

    1108297752.gif

  • hallo zusammen,

    erst mal danke für die lobenden worte. ich hab nämlich gar nicht so recht gewußt, ob ich das überhaupt posten soll, weil mir lyrikmäßig zur zeit nicht allzuviel gelingt.
    mindi, ganz glücklich bin ich mit dem schluss ja selber nicht, allerdings halte ich deinen vorschlag eher für eine verschlimmbesserung. ;) ich finde, das holpert noch viel mehr, oder ich betone beim lesen falsch, mal sehen ob noch meinungen dazu eintrudeln, gegebenenfalls werde ich dann auf deine idee zurückgreifen.

    lieber gruss
    lama

  • Hallo Lama,

    ich stimme Dir in allem zu, was Du schreibst. Hab im mom leider keine Zeit. Heute abend gebe ich mir Mühe (oder morgen früh) etwas Vernünftiges dazu zu schreiben. Ich bitte Dich aber auch um Kritik meines gestrigen postings.

    ~eiligliebgrüßt~

    kolibri

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • So Lama, hier meine niederschmetternde Kritik:
    Schön finde ich die Tatsache, dass Du die eher seltene Form der fünfzeiligen Strophe wählst. Damit sind wir aber auch gleich beim Knackpunkt des Gedichtes. Es ist in meinen Augen auch eine sehr schwierige Form, da die letzte Zeile einer Strophe eine wichtige Aussage beinhalten sollte, d.h. dass die Strophe kraftvoll abschließt, denn sonst beginnt das ganze Gefüge zu wackeln. Am besten gelungen ist dir das in diesen beiden Strophen:

    Auch die strophenübergreifenden Schweifreime hast Du gut im Griff.
    Etwas holprig wirkt die letzte Strophe schon deshalb, weil sie aus Strophenform (sechs- statt fünfzeilig) und Reimform
    (statt ababc dann aabcbc) ausbricht, was im Prinzip bei der letzten Strophe kein Schaden ist. Aber hier stimmt irgendwie der Rhythmus nicht:

    Zitat

    hört den fetischisten fluchen
    nun nach dutzenden versuchen
    will er grund- und vorsätzlich
    sein ICH normalisieren
    von nun an will er krankhaft sich
    auf ohrläppchen fixieren


    Im Augenblick fällt mir keine wirkliche Verbesserung ein. Muss nochmal drüber nachdenken.
    Das Thema ist lustig dargestellt. Darauf muss man erstmal kommen.
    ;) Typisch Lama!

    :)) ~lacht~
    kolibri

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Vorschlag:

    hört den fetischisten fluchen
    nun nach dutzenden versuchen
    will er grund- und vorsätzlich
    krankhaft umkrempeln sein ICH
    - wie wärs mit ohrläppchen?


    oder so...

    ;) kolibri

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • War ja nur ein Vorschlag! Vielleicht fällt Lama selbst was besseres ein!

    ;) kolibri

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Wie wär's damit:

    will er grund- und vorsätzlich
    umkrempeln sein krankes ICH
    - wie wär's mit ohrläppchen?

    Einmal editiert, zuletzt von Mindiyana (13. Juli 2003 um 14:27)

  • oder, wenn man bei den ursprünglichen 6 Zeilen bleiben will, vielleicht so:

    hört den fetischisten fluchen
    nun nach dutzenden versuchen
    will er grund- und vorsätzlich
    umkrempeln sein krankes ICH
    will sich nun normalisieren
    und auf ohrläppchen fixieren

    Gruß,
    Mindi

    2 Mal editiert, zuletzt von Mindiyana (13. Juli 2003 um 14:28)

  • Zitat

    will er grund- und vorsätzlich
    umkrempeln sein krankes ICH
    will sich nun normalisieren
    und auf ohrläppchen fixieren

    Also auf der einen Seite hat der Fetischist ein krankes ICH und auf der anderen ist es normal, wenn man Ohrläppchen-Fetischist ist? Finde ich widersprüchlich. Außerdem ist nun eine Doppelung des Wortes will vorhanden.
    Ja, das Dichten ist nicht so einfach, nicht? ;) Artet richtig in Arbeit aus. Schauen wir mal, was Lama dazu schreiben wird.

    ~regrüßelt~

    kolibri

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Ja, schauen wir mal. ;)

    Ich erinnere an Lamas Original:

    Zitat


    will er grund- und vorsätzlich
    sein ICH normalisieren
    von nun an will er krankhaft sich
    auf ohrläppchen fixieren

    Der Widerspruch ist hier ebenso vorhanden! Und ich hatte ihn eigentlich auch als den Gag an der ganzen Sache betrachtet! :)

    Mindi

  • Lama lass Dein Gedicht so stehn denn es ist Dein Original :)

    Eine Blume die ihren Kopf h�ngen l�sst,
    hat die Kraft verloren noch dran zu glauben,
    dass sie wasser bekommt zum Leben.

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