• Das Gedicht Sonnenaufgang ist nicht nur dem Titel nach ein Anbeginn des Erwachens. Ganz durchwoben präsentiert es sich auch durch eine anfängliche Lichtfülle, welche sich ausbreitet und das noch im Schleier von Dunkelheit und Nebel liegende Undurchdringliche erhellt.

    Undurchdringliches ist auch noch Nicht-Erkanntes, Un-Bekanntes. Erst, wenn Licht darauf geworfen wird, erhellen sich Konturen in der Erkenntnis eines lichten, klaren Bewusstseins. Nackte Baumkronen symbolisieren die ersten, jungfräulichen Prozesse eines geklärten Blickes, denn obwohl nur in schattigen, nebulösen Konturen präsent, nehmen sie doch das volle Begreifen und Erkennen zukünftigen und vollen Blühens worweg.

    Das Setzen der kahlen Baumkronen in Flammen bildet gleichzeitig auch ein Symbol des Lebensfunkens. In jedem Funken Leben steckt die Hoffnung auf ein Hinwachsen zur Fülle, zur Blüte und damit zur Mitte des Lebens, des Seins an sich.

    Das Weilen dieser Hoffnung für einen langen Augenblick zeigt mit dem Hinweis auf einen solchen, das die Mitte des Seins immer und überall im Moment liegt, im Hier und Jetzt. Hoffnung ruht im Augenblick und Moment, denn in Hinsicht eines Belebens und Erkennens von Erwachen Wachsen ist sie die Vorfreude auf etwas, was man hier und jetzt noch nicht sieht, aber was kommen wird.

    Diese Vorfreude erscheint im Scheinen, im Brennen des Himmels, denn Freude und die Liebe des Wunderschönen brennen in einem Herzen des Verlangens. Das Verlangen, zu leben, zu sein, und dieses bewusst zu leben, zu erfahren und zu erkennen.

    Sonnenaufgang ist somit ein Gedicht von Hoffnung auf Leben, in und mit diesem bewusst zu wachsen und dem Wunsche, es klar und reinen Blickes zu erkennen. Das vermittelt Glück und Freude, mehr aber noch das Satori eines jeweiligen tiefempfundenen Moments und Augenblicks, dem Hier und Jetzt. Denn nichts anderes ist Leben und vermag es auch nicht zu sein.

  • "Undurchdringliches ist auch noch Nicht-Erkanntes, Un-Bekanntes. Erst, wenn Licht darauf geworfen wird, erhellen sich Konturen in der Erkenntnis eines lichten, klaren Bewusstseins. "

    - Ja, so hatte ich es gemeint. :neu:

    "In jedem Funken Leben steckt die Hoffnung auf ein Hinwachsen zur Fülle, zur Blüte und damit zur Mitte des Lebens, des Seins an sich."

    - Eine sehr schöne Interpretaton. :)

    "Das Weilen dieser Hoffnung für einen langen Augenblick zeigt mit dem Hinweis auf einen solchen, das die Mitte des Seins immer und überall im Moment liegt, im Hier und Jetzt. "

    - Genauso. Wir verstehen uns.

    Regendurchwachsene, frischatmende Herbstgrüsse :kitty:

    ~ Kerstin ~

    Sunnyi :kitty:

    "Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben."
    Kurt Tucholsky