• Der Feuersturm

    Wind weht über das leere Tal, Bäumen biegen sich im Wind. Äste brechen, fallen nieder, zerbrechen nochmals auf der Erde. Sie werden durch die Windstöße über die Erde getreten, bleiben liegen in einem Loch, an einem Hang. Es ist Nacht, der Mond lacht auf das Tal hernieder, der Wind singt seine Lieder, die Lieder der Vernichtung, des Todes, des Lebens, der Wiedergeburt? Ich weiß es nicht. Weiter biegen sich die Bäume, der Wind pfeift durch die Äste, reißt Blätter herunter, sie fallen verloren nach unten, werden verwelken, braun werden, schließlich zerfallen, zu Staub. Ich stehe hier, sehe dem Schauspiel zu, ich kann nicht weg, bin gefangen an diesen Ort? Rennen kann ich, fliegen kann ich, aber ich kann nicht vom Sturm davonrennen. So viele Tage vorher sah ich ihn schon. Schwarze Wolken, die von Süden herbeikamen. Ich fühlte es, was sollte ich machen? Wachen? Nichts war zu etwas gut, ich blieb, wartete. Wolken ziehen auf, vom Sturm beschworen, reißen auf, fügen sich schon zusammen, reiben sich, schmiegen sich einanander, wie Liebende, zärtlich, man mochte fast anfangen zu träumen. Plötzlich lacht ein Blitz, fegt über den dunklen Himmel, erhellt ihn für eine kurze Zeit, ein Leuchten. Ich zucke zusammen, Angst. Was wird sein, was wird kommen? Was wird bleiben, ist hier die Frage, die in die Nacht sieht, mit ihrem Licht einen Hof in den Gedanken bildet, um dem die Mücken kreisen. Ein weiterer Blitz kommt hernieder, schlägt in die alte Eiche ein. Das Krachen so laut, wie eine große Bombe, der Ton, sticht ins Herz hinein. Das Holz zersplittert, bricht, fällt in Fetzen auf den nassen Boden nieder. Wie eine Wunde klafft der tote Baum in dem Land. Die Eiche brennt, das Knacksen, die Schreie, der weiße Rauch, die Tränen, Gestorben, Vergangenheit. Plötzlich brennt das Gras, es windet sich in den Flammen, wird zur Asche, zerrissen von dem Wind, zerstreut, nichts, fort, gegangen. Ein lautes Krachen, ein Blitz streichelte die Erde, Dampf kriecht hervor, wie kleine Raupen, dann wie ein Mückenschwarm, Feuer, der Wald brennt! Die lodernde Wärme geht über mich wie ein Schauer, Lähmung, ich kann nicht gehen, zittern, Kälte, das Herz erfriert. Ein Krachen, wie ein Schrei aus dem Himmel, Regen fällt, Blitze zucken, Engel fliegen einen bunten Todestanz, weinen, schreien, werden Nebel, Vergangenheit. Brennende weiße Vögel fallen vom Himmel, zersplittern auf dem Aschefeld der Feuer. Ein letztes Wimmern, als Botschaft des Schmerzes. Größer das Feuer, die Wärme kriecht über den kalten Boden, läßt erfrorenes verdampfen, Eisblumen brennen im Schnee, Tropfen, als Tränen fallen auf die Erde, werden zugleich vom Feuer verzehrt, Dasserdampf steigt auf. Ich sähte sie einzt, sie erfroren im Haß, Eisblumen, der Rest der war. Liebe, einzt Erinnerungen kommen, spotten, lachen. Eisblumen, Vergangenheit, eingefroren in den Gedanken liegend, erfroren die Erinnerung an grausige Tage. Der Schnee, das Tuch, brennt, es zischt, als würde Fleisch verbrennen, die Erde wandelt sich zu Asche, ein Aschefeld, wo das Feuer einzt war. Das Haus steht in Flammen, erst der Garten, dann das Dach, Funkenflug kommt, wie Nadeln, ein Stechen, ein Schmerz, der Vorbote der endgültigen Vernichtung läßt sich durch sein fahlen Grinsen zu einem Vogel formen, der über mich hinwegfegt, mein Haar versengt. Es fühlt sich erst kalt an, dann heiß, schnell wieder kalt. Die Flammen, sie sind bei mir, hüllen mich ein in Rauch, Wärme, Luft, ich will atmen, Wärme, ein Kribbeln, der Schmerz schreit auf. Zucken, ich will fliehen, gefangen, gehalten von der Hand des Feuers, unfähig sich zu bewegen. Der Schmerz geht, warm, es ist so warm, heiß, kalt, keine Definitionen mehr, ich falle, sehe nichts mehr, schwarz, Gedanken, letzte Erinnerung, frei sein, ein Schrei, keine Stimme, keine Luft, Tränen fallen, verdampfen. Der letzte Engel fällt, ruft meinen Namen, ich seh ihn nicht mehr! Trauer, Schmerz, alles verläuft in sich selbst, sich zu vergessen. Ich bin müde, Schlaf überfällt mich. Müde, schlafen, gehen, frei sein, das Feuer nicht mehr sehen. Gedanken verschwinden, fügen sich in einen Tanz, Licht, ich schwebe. Ich fühle mich so frei, so klar, es ist so wunderbar, das Licht, so hell, Töne, Silberklänge, sie rufen mich, gehen. Weitergehen. Ich muß weitergehen, Licht, zum Licht. Laß mich los, ich will weiter, haltet mich nicht fest. Ziehen, Treten, frei sein, Flucht. Tausende Hände, wollen mich halten, wie die Flammen, hindurchringen, näher beim Licht, schneller, der Atem steigt, das Herz schlägt schneller in der Brust, kein Gedanke, Licht zum Licht. Endlich frei, keine Hände, ich sehe meine Kleider nicht. Ich gehe die Treppe hinauf, sie ist aus Kristall. Das Tor, so hell, das Licht. Ich schreite in das Tor, sehe die Engel, die einzt gefallen, sie rufen mich, lachen, ich schreite durch das Tor, werde aufgenommen in das Licht selbst, werde eins damit, wieder ein Kribbeln, jemand nimmt meine Hand, es ist der letzte Engel, der gefallen ward, meinen Namen gerufen hat, ich schaue ihn an, lächele. Siehst du dich?

    @ Andreas Frantzen

    Eine Blume die ihren Kopf h�ngen l�sst,
    hat die Kraft verloren noch dran zu glauben,
    dass sie wasser bekommt zum Leben.

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