Heinrich Heine

  • Diesen Thread widme ich den Gedichten meines Lieblingslyrikers..

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    am 11.12.1797 in Düsseldorf als Harry Heine geboren, einer der größten Dichter deutscher Literatur, ist Kind eines jüdischen Tuchhändlers, was wohl, wie die napoleonische Besatzung und erste Erfahrungen mit unerwiderter Liebe, ihn am stärksten prägte.

    1819-1825: Jura Studium Bonn, Göttingen, Berlin / prom. zum Dr. jur.
    1822: 1. Band "Gedichte" freundlich aufgenommen
    1826: " Harzreise" begründet seinen Ruf
    1827: "Das Buch der Lieder" wird oft von großen Musikern vertont
    1827-1831: England, Italien - unbestechlicher Beobachter politischer Verhältnisse, wird er sein Leben lang zensiert
    1835: Verbot seiner Schriften
    1848-1856: Wegen Rückenmarksleiden an seine „Matratzengruft“ gefesselt bleibt die Schaffenskraft ungebrochen. Sein Nachruhm entwickelte sich weltweit weiter, wohl egen dem "Buch der Lieder".
    Als zweifellos mit bedeudendster Lyriker deutscher Sprache, sollte nicht vergessen werden, das er der deutschen Sprache das "geistreiche Feuilleton" schenkte, was nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

    Heinrich Heine starb am 17. Februar 1856 in Paris.

    Einmal editiert, zuletzt von Schehersad (26. Februar 2004 um 10:09)

  • Aus Neue Gedichte..

    Hab ich nicht dieselben Träume
    schon geträumt von diesem Glücke?
    Warens nicht dieselben Bäume,
    Blumen, Küsse, Liebesblicke?

    Schien der Mond nicht durch die Blätter
    unsrer Laube hier am Bache?
    Hielten nicht die Marmorgatter
    vor dem Eingang stille Wache?

    Ach! ich weiß, wie sich verändern
    diese allzuholden Träume,
    wie mit kalten Schneegewändern
    sich umhüllen Herz und Bäume;

    Wie wir selber dann erkühlen
    und uns fliehen und vergessen,
    wir, die jetzt so zärtlich fühlen,
    Herz an Herz so zärtlich pressen.

  • ebenfalls aus Neue Gedichte..


    Wieder ist das Herz bezwungen,
    und der öde Groll verrauchet,
    wieder zärtliche Gefühle
    hat der Mai mir eingehauchet.

    Spät und früh durcheil ich wieder
    die besuchtesten Alleen,
    unter jedem Strohhut such ich
    meine Schöne zu erspähen.

    Wieder an dem grünen Flusse,
    wieder steh ich an der Brücke -
    ach, vielleicht fährt sie vorüber,
    und mich treffen ihre Blicke.

    Im Geräusch des Wasserfalles
    hör ich wieder leises Klagen,
    und mein schönes Herz versteht es,
    was die weißen Wellen sagen.

    Wieder in verschlungnen Gängen
    hab ich träumend mich verloren,
    und die Vögel in den Büschen
    spotten des verliebten Toren.

  • Das Fräulein stand am Meere
    Und seufzte lang und bang,
    Es rührte sie so sehre
    der Sonnenuntergang.

    Mein Fräulein! sein Sie munter,
    Das ist ein altes Stück;
    Hier vorne geht sie unter
    und kehrt von hinten zurück.

  • Pfalzgräfin Jutta

    Pfalzgräfin Jutta fuhr über den Rhein,
    Im leichten Kahn, bei Mondenschein.
    Die Zofe rudert, die Gräfin spricht:
    "Siehst du die sieben Leichen nicht,
    Die hinter uns kommen
    Einhergeschwommen -
    So traurig schwimmen die Toten!

    Das waren Ritter voll Jugendlust -
    Sie sanken zärtlich an meine Brust
    Und schwuren mir Treue - Zur Sicherheit,
    Dass sie nicht brächen den Eid,
    Ließ ich sie ergreifen
    Sogleich und ersäufen -
    So traurig schwimmen die Toten!"

    Die Zofe rudert, die Gräfin lacht.
    Das hallt so höhnisch durch die Nacht!
    Bis an die Hüften tauchen hervor
    Die Leichen und strecken die Finger empor,
    Wie schwörend - Sie nicken
    Mit gläsernen Blicken -
    So traurig schwimmen die Toten!

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Die schlesischen Weber

    Im düsteren Auge keine Träne,
    Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
    Deutschland wir weben dein Leichentuch,
    Wir weben hinein den dreifachen Fluch-
    Wir weben, wir weben!

    Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
    In Winterskälte und Hungersnöten;
    Wir haben vergebens gehofft und geharrt-
    Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt-
    Wir weben, wir weben!

    Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
    Den unser elend nicht konnte erweichen,
    Der den letzten Groschen von uns erpresst
    Und uns wie die Hunde erschießen lässt-
    Wir weben, wir weben!

    Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
    Wo nun gedeihen Schmach und Schande,
    Wo jede Blume früh geknickt,
    Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt-
    Wir weben, wir weben!

    Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
    Wir weben Tag und Nacht-
    Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
    Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
    Wir weben, wir weben!

    Ich war da, ich mu�te geh'n. Ich machte keine Spuren. Aber der Wind hat mein Lied geh�rt.

  • Die Nixen
    -by Heinrich Heine aus Romanzen-

    Am einsamen Strande plätschert die Flut,
    Der Mond ist aufgegangen,
    Auf weißer Düne der Ritter ruht,
    Von bunten Träumen befangen.

    Die schönen Nixen, im Schleiergewand,
    Entsteigen der Meerestiefe.
    Sie nahen sich leise dem jungen Fant,
    Sie glaubten wahrhaftig, er schliefe.

    Die eine betastet mit Neubegier
    Die Federn auf seinem Barette.
    Die andre nestelt am Bandelier
    Und an der Waffenkette.

    Die dritte lacht, und ihr Auge blitzt,
    Sie zieht das Schwert aus der Scheide,
    Und auf dem blanken Schwert gestützt
    Beschaut sie den Ritter mit Freude.

    Die vierte tänzelt wohl hin und her
    Und flüstert aus tiefem Gemüte:
    »O, daß ich doch dein Liebchen wär,
    Du holde Menschenblüte!«

    Die fünfte küßt des Ritters Händ,
    Mit Sehnsucht und Verlangen;
    Die sechste zögert und küßt am End
    Die Lippen und die Wangen.

    Der Ritter ist klug, es fällt ihm nicht ein,
    Die Augen öffnen zu müssen;
    Er läßt sich ruhig im Mondenschein
    Von schönen Nixen küssen.

  • eines seiner späten gedichte 1845 - 1856 geschrieben...


    Das Hohelied

    Des Weibes Leib ist ein Gedicht,
    Das Gott der Herr geschrieben
    Ins große Stammbuch der Natur,
    Als ihn der Geist getrieben.

    Ja, günstig war die Stunde ihm,
    Der Gott war hochbegeistert;
    Er hat den spröden, rebellischen Stoff
    Ganz künstlerisch bemeistert.

    Fürwahr, der Leib des Weibes ist
    Das Hohelied der Lieder;
    Gar wunderbare Strophen sind
    Die schlanken, weißen Glieder.

    O welche göttliche Idee
    Ist dieser Hals, der blanke,
    Worauf sich wiegt der kleine Kopf,
    Der lockige Hauptgedanke!

    Der Brüstchen Rosenknospen sind
    Epigrammatisch gefeilet;
    Unsäglich entzückend ist die Zäsur,
    Die streng den Busen teilet.

    Den plastischen Schöpfer offenbart
    Der Hüften Parallele;
    Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt
    Ist auch eine schöne Stelle.

    Das ist kein abstraktes Begriffspoem!
    Das Lied hat Fleisch und Rippen,
    Hat Hand und Fuß; es lacht und küßt
    Mit schöngereimten Lippen.

    Hier atmet wahre Poesie!
    Anmut in jeder Wendung!
    Und auf der Stirne trägt das Lied
    Den Stempel der Vollendung.

    Lobsingen will ich dir, O Herr,
    Und dich im Staub anbeten!
    Wir sind nur Stümper gegen dich,
    Den himmlischen Poeten.

    Versenken will ich mich, o Herr,
    In deines Liedes Prächten;
    Ich widme seinem Studium
    Den Tag mitsamt den Nächten.

    Ja, Tag und Nacht studier ich dran,
    Will keine Zeit verlieren;
    Die Beine werden mir so dünn -
    Das kommt vom vielen Studieren.


  • Die Lotusblume ängstigt
    Sich vor der Sonne Pracht,
    Und mit gesenktem Haupte
    Erwartet sie träumend die Nacht.

    Der Mond, der ist ihr Buhle,
    Er weckt sie mit seinem Licht,
    Und ihm entschleiert sie freundlich
    Ihr frommes Blumnengesicht.

    Sie blüht und glüht und leuchtet,
    Und starret stumm in die Höh';
    Sie duftet und weinet und zittert
    vor Liebe und Liebesweh.

    Heinrich Heine

    gefunden in einem meiner mir über die jahre hin sehr wertvoll gewordenes buch... An den Mond - Gedichte und Prosa - Ausgewählt von Elisabeth Borchers

    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.

    - Afrikanisches Sprichwort -

  • Rote Pantoffeln
    von Heinrich Heine

    Gar böse Katze, so alt und grau,
    Sie sagte, sie sei eine Schusterfrau;
    Auch stand vor ihrem Fenster ein Lädchen,
    Worin Pantoffeln für junge Mädchen,
    Pantöffelchen von Maroquin,
    Von Saffian und von Satin,
    Von Samt, mit goldnen Borden garniert
    Und buntgeblümten Bändern verziert.
    Am lieblichsten dort zu schauen war
    Ein scharlachrotes Pantöffelchenpaar;
    Es hat mit seiner Farbenpracht
    Gar manchem Dirnchen ins Herz gelacht.
    Eine junge weiße Edelmaus,
    Die ging vorbei dem Schusterhaus,
    Kehrt' wieder um, dann blieb sie stehn,
    Tät nochmals durch das Fenster sehn -
    Sprach endlich: Ich grüß Euch, Frau Kitze, Frau Katze,
    Gar schöne rote Pantöffelchen hat Sie;
    Sind sie nicht teuer, ich kauf sie Euch ab,
    Sagt mir wie viel ich zu zahlen hab.

    Die Katze rief: Mein Jüngferlein,
    Ich bitte gehorsamst, treten Sie ein,
    Geruhen Sie mein Haus zu beehren
    Mit Dero Gegenwart; es verkehren
    Mit mir die allerschönsten Madel
    Und Herzoginnen, der höchste Adel -
    Die Töffelchen will ich wohlfeil lassen -
    Doch laßt uns sehn, ob sie Euch passen -
    Ach, treten Sie ein und nehmen Sie Platz -

    So flötet die boshaft listige Katz,
    Und das weiße, unerfahrene Ding
    In die Mördergrub, in die Falle ging -
    Auf eine Bank setzt sich die Maus
    Und streckt ihr kleines Beinchen aus,
    Um anzuprobieren die roten Schuhe -
    Sie war ein Bild von Unschuld und Ruhe -
    Da packt sie plötzlich die böse Katze
    Und würgt sie mit der grimmigen Tatze,
    Und beißt ihr ab das arme Köpfchen,
    Und spricht: Mein liebes, weißes Geschöpfchen,
    Mein Mäuschen, du bist mausetot!
    Jedoch die Pantöffelchen scharlachrot,
    Die will ich stellen auf deine Gruft;
    Und wenn die Weltposaune ruft
    Zum jüngsten Tanz, o weiße Maus,
    Aus deinem Grab steigst du heraus,
    Ganz wie die andern, und sodann
    Ziehst du die roten Pantöffeichen an.


    Moral:

    Ihr weißen Mäuschen, nehmt Euch in acht,
    Laßt Euch nicht ködern von weltlicher Pracht!
    Ich rat Euch, lieber barfuß zu laufen
    Als bei der Katze Pantoffeln zu kaufen.


    irgendwie bin ich froh, dass heine meine schweinchenrosa pantoffeln nie sah.
    wer weiss, was ihm dazu eingefallen wäre ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Schehersad (7. März 2004 um 12:25)

  • Das Herz ist mir bedrückt

    Das Herz ist mir bedrückt,
    und sehnlich gedenke ich der alten Zeit;
    Die Welt war damals noch so wöhnlich,
    und ruhig lebten hin die Leut.

    Doch jetzt ist alles wie verschoben,
    Das ist ein Drängen! eine Not!
    Gestorben ist der Herrgott oben,
    und unten ist der Teufel tot.

    Und alles schaut so grämlich trübe,
    So krausverwirrt und morsch und kalt,
    Und wäre nicht das bißchen Liebe,
    So gäb es nirgends einen Halt.

    Heinrich Heine

  • Wo?
    von Heinrich Heine

    Wo wird einst des Wandermüden
    Letzte Ruhestätte sein?
    Unter Palmen in dem Süden?
    Unter Linden an dem Rhein?

    Werd ich wo in einer Wüste
    Eingescharrt von fremder Hand?
    Oder ruh ich an der Küste
    Eines Meeres in dem Sand?

    Immerhin! Mich wird umgeben
    Gotteshimmel, dort wie hier,
    Und als Totenlampen schweben
    Nachts die Sterne über mir.

  • Minneklage

    Einsam klag ich meine Leiden,
    Im vertrauten Schoß der Nacht;
    Frohe Menschen muß ich meiden,
    Fliehen scheu, wo Freude lacht.

    Einsam fließen meine Tränen,
    Fließen immer, fließen still;
    Doch des Herzens brennend Sehnen
    Keine Träne löschen will.

    Einst, ein lachend muntrer Knabe,
    Spielt ich manches schöne Spiel,
    Freute mich der Lebensgabe,
    Wußte nie von Schmerzgefühl.

    Denn die Welt war nur ein Garten,
    Wo viel bunte Blumen blühn,
    Wo mein Tagwerk Blumenwarten,
    Rosen, Veilchen und Jasmin.

    Träumend süß auf grüner Aue,
    Sah ich Bächlein fließen mild;
    Wenn ich jetzt in Bächlein schaue,
    Zeigt sich mir ein bleiches Bild.

    Bin ein bleicher Mann geworden,
    Seit mein Auge sie gesehn;
    Heimlich weh ist mir geworden,
    Wundersam ist mir geschehn.

    Tief im Herzen hegt ich lange
    Englein stiller Friedensruh;
    Diese flohen zitternd, bange,
    Ihrer Sternenheimat zu.

    Schwarze Nacht mein Aug umdüstert,
    Schatten drohen feindlich grimm;
    Und im Busen heimlich flüstert
    Eine eigen fremde Stimm.

    Fremde Schmerzen, fremde Leiden
    Steigen auf mit wilder Wut,
    Und in meinen Eingeweiden
    Zehret eine fremde Glut.

    Aber daß in meinem Herzen
    Flammen wühlen sonder Ruh,
    Daß ich sterbe hin vor Schmerzen -
    Minne, sieh! das tatest du!

    Heinrich Heine

  • Fresko-Sonnett an Christian S.
    aus dem "Buch der Lieder"

    von Heinrich Heine

    In stiller, wehmutweicher Abendstunde
    Umklingen mich die längst verschollnen Lieder,
    Und Tränen fließen von der Wange nieder,
    Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.

    Und wie in eines Zauberspiegels Grunde
    Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder;
    Sie sitzt am Arbeitstisch, im roten Mieder,
    Und Stille herrscht in ihrer selgen Runde.

    Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet
    Von ihrem Haupt die schönste aller Locken,
    Und gibt sie mir - vor Freud bin ich erschrocken!

    Mephisto hat die Freude mir verleidet.
    Er spann ein festes Seil von jenen Haaren,
    Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren.

  • An die Engel

    Am leuchtenden Sommermorgen
    Geh ich im Garten herum.
    Es flüstern und sprechen die Blumen,
    Ich aber, ich wandle stumm.

    Es flüstern und sprechen die Blumen,
    Und schaun mitleidig mich an:
    »Sei unserer Schwester nicht böse,
    Du trauriger, blasser Mann!

    Heinrich Heine (1797-1856)

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Auferstehung
    -by Heinrich Heine-

    Nacht lag auf meinen Augen,
    Blei lag auf meinem Mund,
    Mit starrem Hirn und Herzen,
    Lag ich im Grabesgrund.

    Wie lang, kann ich nicht sagen,
    Dass ich geschlafen hab;
    Ich wachte auf und hörte,
    Wie's pochte an mein Grab.

    "Willst du nicht aufstehn, Heinrich?
    Der ewge Tag bricht an,
    Die Toten sind erstanden,
    Die ewge Lust begann."

    Mein Lieb, ich kann nicht aufstehn,
    Bin ja noch immer blind;
    Durch Weinen meine Augen
    Gänzlich erloschen sind.

    "Ich will dir küssen, Heinrich,
    Vom Auge fort die Nacht;
    Die Engel sollst du schauen,
    Und auch des Himmels Pracht."

    Mein Lieb, ich kann nicht aufstehn,
    Noch blutets immerfort,
    Wo du ins Herz mich stachest,
    Mit einem spitzgen Wort.

    "Ganz leise leg ich, Heinrich,
    Dir meine Hand aufs Herz;
    Dann wird es nicht mehr bluten,
    Geheilt ist all sein Schmerz."

    Mein Lieb, ich kann nicht aufstehn,
    Es blutet auch mein Haupt;
    Hab ja hineingeschossen,
    Als du mir wurdest geraubt.

    "Mit meinen Locken, Heinrich,
    Stopf ich des Hauptes Wund,
    Und dräng zurück den Blutstrom,
    Und mache dein Haupt gesund."

    Es bat so sanft, so lieblich,
    Ich konnt nich widerstehn;
    Ich wollte mich erheben
    Und zu der Liebsten gehn.

    Da brachen auf die Wunden,
    Da stürzt' mit wilder Macht
    Aus Kopf und Brust der Blutstrom,
    Und sieh! - ich bin erwacht.

  • Altes Kaminstück
    Heinrich Heine

    Draußen ziehen weiße Flocken
    Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
    Hier im Stübchen ist es trocken,
    Warm und einsam, stillvertraut.

    Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
    An dem knisternden Kamin,
    Kochend summt der Wasserkessel
    Längst verklungne Melodien.

    Und ein Kätzchen sitzt daneben,
    Wärmt die Pfötchen an der Glut;
    Und die Flammen schweben, weben,
    Wundersam wird mir zu Mut.

    Dämmernd kommt heraufgestiegen
    Manche längst vergessne Zeit,
    Wie mit bunten Maskenzügen
    Und verblichner Herrlichkeit.

    Schöne Frauen, mit kluger Miene,
    Winken süßgeheimnisvoll,
    Und dazwischen Harlekine
    Springen, lachen, lustigtoll.

    Ferne grüßen Marmorgötter,
    Traumhaft neben ihnen stehn
    Märchenblumen, deren Blätter
    In dem Mondenlichte wehn.

    Wackelnd kommt herbeigeschwommen
    Manches alte Zauberschloss;
    Hintendrein geritten kommen
    Blanke Ritter, Knappentross.

    Und das alles zieht vorüber,
    Schattenhastig übereilt -
    Ach! da kocht der Kessel über,
    Und das nasse Kätzchen heult.