Aha. Da fragt jemand also Fritzi Haberlandt ausgerechnet über ihr Kinn aus. Was für ein Holzkopf! Zeigt das, dass die Emanzipation gescheitert ist? Oder vielleicht eher, dass nur Holzköpfe zu einer Zeitung namens „Brigitte Kultur“ greifen?
Diese Brigitte und ihre Kolleginnen sind nun ziemlich der einzige Beleg, mit dem die ZEIT-Autorin ihre Anklage untermauert. Frauenzeitschriften als gesellschaftlicher Seismograph, gar als Fundament der Anklageschrift. Natüürlich. - Wie viele von euch lesen sowas regelmäßig? - In meinem Umfeld ist mir niemand bekannt, der sich bei Elle über Zehnägellack informiert. Das heißt nicht, dass Glamourleserinnen auf Jobdiät nicht existieren. Sondern, dass ich kein Interesse habe, mit sojemandem zu reden. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass ich Menschen, die sich durch einzwei Chromosomen in eine Zielgruppe haben hineinwerfen lassen, langweilig finde?
„Die Entwicklung EINES weiblichen Bewusstseins“ – denn alle Frauen haben einunddasselbe; „die Emanzipation DER Frau“ – es gibt ja nur eine; errät jemand, was mit solchen Formulierungen nicht stimmt?
Dem Anschein nach sahen sich in der guten alten Zeit manche Frauen als Repräsentanten ihres Geschlechtes. Ihrer Biologie. Daher forderten sie „die Emanzipation DER Frau“. Die gesellschaftliche Bewegung namens Emanzipation machte nur deshalb Sinn, weil jede Frau DIE Frau repräsentierte. Vergleichen wir das mit heute. Mit Maybrit Illner, Charlotte Roche, Fritzi Haberlandt, Anke Engelke. Ist es deren Absicht, ihr Geschlecht zu repräsentieren? Oder auch nur IRGENDEINE gesellschaftliche oder biologische Gruppe zu repräsentieren?
Ich denke: nicht. Sieht so aus, dass das Denken in gesellschaftlichen Kasten endgültig out ist. Sieht so aus, dass Dschango schon so lange out ist, dass er auch als Witz nicht mehr taugt. Dass sich niemand, auch Frauen nicht, darum mehr schert, was „DIE Frau“ , „EIN weibliches Bewusstsein“ überhaupt sein soll. Dass Charlotte Roche keine Repräsentantin ist, sondern eine Persönlichkeit.
Wenn ein Schwächerwerden der gesellschaftlichen Bewegung namens Emanzipation die Kehrseite des Stärkerwerdens der individuellen Persönlichkeitsbildung ist, dann werde ich die Emanzen nicht vermissen. Tschüssie.
dys