Respekt kann man nicht fordern, man muss ihn sich verdienen!

  • (Quelle: Mindi's aktuelle Signatur)

    Seh ich aber mal absolut überhaupt nicht so.
    Sollte es nicht so sein, dass man vorneherein jedem gegenüber Respekt entgegenbringt und diese Entscheidung dann später revidieren kann? Ich denke, das ist wie mit Höflichkeit.

    Was meint ihr dazu?

    Jump

  • Es wäre empfehlenswert, vorerst mal die Begriffe
    Achtung und Respekt von einander abzugrenzen.

    [ Auf die Schnelle versuche ich das folgendermassen: ]

    Achtung
    Achtung zielt auf den ganzen Menschen als Spezies.
    Achtung der Menschenwürde des andern gilt hier als grösster Wert.

    Respekt
    Die Position des andern Menschen wird respektiert. Ohne Vorurteile werden die Grenzen und spezifischen Bedürfnisse des Gegenübers akzeptiert.
    Seine Rolle, seine Autorität und seine Position werden anerkannt und akzeptiert.

    Die Vorteile einer zu respektierenden Persönlichkeit können sein:
    Fachkenntnis
    Freundlichkeit
    Fairnesss
    Durchsetzungsvermögen
    Sozialkompetenz
    Selbstbewusstsein

    Wurzel:
    lat.respicere (zurückblicken, sich umsehen, Rücksicht nehmen) Respekt stammt aus dem französichen «respect» seit ca. dem 16. Jahrhundert.

    Im Staat respektiert werden müssen:
    Gesetze + Autoritäten.

    ***

    Mindis Signatur trifft aus dieser Sicht voll zu; denn keiner wird einen unfähigen deppigen Lumpen respektieren wollen. Einen Menschen zu respektieren würde demnach auch bedeuten, ihm Kompetenzen zuzuordnen, die er sich errungen hat.
    Einem unfähigen «Direktor» Autorität zuordnen zu müssen, ist eine Form der Vergewaltigung.

    vero

    Einmal editiert, zuletzt von vero (28. September 2003 um 20:34)

  • Danke, vero, du hast das genau so ausgedrückt, wie ich das auch meinte!

    Die Signatur entstand aus einem aktuellen Anlass. Da gibt es eine Person, die meint, wenn ich widerspreche oder etwas an ihm auszusetzen habe, dann würde ich ihm nicht genügend Respekt entgegen bringen.

    Nun, meine Meinung ist die: Wenn die Person sich vorbildhaft verhält und sich mir und anderen gegenüber genauso höflich und korrekt benimmt, wie sie das von anderen erwartet, dann respektiert man sie automatisch und behandelt sie dementsprechend.

    Sich aber daneben zu benehmen und dann bei "Einspruch" Respekt zu fordern, das geht eben nicht!

    So war das gemeint - und das entspricht auch (zumindest einem Aspekt von) veros Erklärung.

    Mindi

  • auf vero's Beitrag bezogen...

    Wenn du einen Menschen nicht kennst, zeigst du ihm gegenüber absolut keinen Respekt, weil er deines Wissens ja noch nichts vollbracht hat. Sollte dieser Mensch in einer Position sein, die, sofern anerkannt, eigentlich Respekt nahelegt, dann verhältst du dich ihm gegenüber als wäre er der Bettler von der Straße?

    Ich denke Respekt ist etwas, was man allen Menschen zugestehen sollte. Respekt äußert sich darin, dass man einen Menschen grundsätzlich freundlich und höflich behandelt. Sollte der Respekt verloren gehen, ist meist auch die Freundlichkeit und Höflichkeit nicht mehr da. Wenn man einen Menschen für sein Handeln bewundert ist das entweder "viel Respekt" oder Achtung.

    Darum wird es auch allgemein als ungehörig erachtet, wenn jemand respektlos ist (das heißt nicht, dass ihm kein Respekt entgegengebracht wird, ja? *ggg*).

    Und man ist also gewöhnlicherweise respektlos gegenüber Menschen, bis sie ihre Position gerechtfertigt haben???

    Du machst mir verwundert sein.

    Jump

    [edit: Wortwahl und Grammatik]

    Einmal editiert, zuletzt von JumpIntoDeath (28. September 2003 um 21:17)

  • Zitat

    Original von Mindiyana
    Sich aber daneben zu benehmen und dann bei "Einspruch" Respekt zu fordern, das geht eben nicht!


    Ja ... aber auch nur, weil das eine mit dem anderen kaum etwas zu tun hat.

  • Achtung + Respekt werden von uns in der Umgangssprache oft als «Paket» genannt. Ich meine, das trifft dann nicht zu, wenn man einen Menschen noch gar nicht kennt, wie @jump oben sagt.

    Hier greift als Ausgangsverhalten denn die Achtung. Der Bettler von der Strasse wird also als Mensch geachtet.

    Respektlos sein, bedeutet, einen Menschen in seiner Rolle nicht zu beachten wie beispielsweise:
    Dem Professor durch ausdrucksvolles Gähnen zeigen, dass einen der Inhalt der Vorlesung langweilt, Fäden mit Kaugummi ziehen während einer Gastvorlesung, etc.

    Respekt ist ein freiwilliges Zuordnen von Kompetenzen irgendwelcher Art. Ein Teil davon mag sich auf der Gefühlsebene abspielen.

    Bewunderung ist Bewunderung.
    Bewundert man jemanden, erscheinen einem dessen Leistungen als Wunder, man bewundert ihn einfach mal sehr gefühlsbetont und ohne volle Kennnis darüber, wie glanzvoll seine Leistungen denn wirklich sind. Bei näherem Kennenlernen der bewunderten Person kann es denn durchaus vorkommen, dass man sie nicht respektieren kann ...
    Vielleicht ein kleiner Daniel Kübelböck gefällig ?

    vero

  • Zitat

    Original von vero
    Respekt ist ein freiwilliges Zuordnen von Kompetenzen irgendwelcher Art.

    Genau! Das ist es!

    Als ich Jumps Antworten gelesen hatte und sah, dass vero sich noch im Kontrovers aufhält, habe ich einfach mal abgewartet - in der Gewissheit, dass er das, was ich sagen möchte, sagen wird - und besser/verständlicher ausgedrückt als ich das könnte! :]

    Mindi

  • Zitat

    Original von vero
    Hier greift als Ausgangsverhalten denn die Achtung. Der Bettler von der Strasse wird also als Mensch geachtet.


    Diese Achtung steht ihm zu. Er kann sie also auch fordern.

  • ich finde, ihr betreibt hier ziemliche haarspalterei mit den einzelnen begriffen!

    milan kundera hat in seinem buch "die unerträgliche leichtigkeit des seins" eine ziemlich gute passage verfasst, in der er deutlich macht, dass jeder von uns seine subjektive "geschichte" mit den einzelnen worten herumträgt. auch ich denke, dass jeder von uns achtung oder respekt subjektiv einsetzt, beurteilt, empfindet. ich finde es überflüssig, hier mit allgemeingültigen erklärungen zu beweisen...

    wie dem auch sei: nach meinem empfinden von respekt denke ich nicht, dass ich mir diesen erst verdienen muß, bevor er mir entgegen gebracht wird. ich bringe anderen menschen diesen auch entgegen. sollte mir dieser nicht entgegengebracht werden, so ziehe ich für mich daraus konsequenzen... in den häufigsten fällen distanziere ich mich von solchen menschen oder setze ihnen grenzen - falls möglich oder nötig -

  • @ stellamaris: Ok, lassen wir mal die "Haarspalterei" um die Begriffe Respekt und Achtung beiseite. Um nochmal ganz klar zu stellen, wie ich zu der Signatur komme bzw. was ich damit ausdrücken will:

    Natürlich begegne ich jedem Menschen zunächst höflich und mit Achtung (oder auch Respekt, egal). So. Nun benimmt sich aber jener rücksichtslos und/oder unfreundlich - entweder mir oder anderen gegenüber. Ich reagiere dann so, dass ich (immer noch mehr oder weniger freundlich) die Person darauf hinweise, dass ich ein solches Verhalten nicht gut finde etc. Wenn der andere daraufhin sich immer noch so verhält - gleichzeitig aber die Kritik an seiner Person nicht verträgt (er behauptet, man sei unfreundlich zu IHM, ohne zu sehen oder sehen zu wollen, dass sein eigenes Verhalten zu wünschen übrig lässt), dann hat er meinen Respekt verloren.

    Also: ZUERST bringe ich ihm einen gewissen Grundrespekt entgegen (Höflichkeit), ich kenne ihn ja nicht. Um diesen zu erhalten, muss er sich dann aber auch entsprechend benehmen. Das meine ich mit "Respekt verdienen". Tut er das nicht, ist der Respekt dahin.

    Klartext: Hat er ihn nicht verdient, kann er ihn auch nicht einfordern! - Hätte er ihn verdient, bekäme er ihn ganz automatisch.

    Noch klarerer Klartext: Ich kann nicht ein Arschloch sein und von anderen fordern, dass sie mir Respekt entgegen bringen!

    Mindi

    Einmal editiert, zuletzt von Mindiyana (29. September 2003 um 01:13)

  • Zuerst einmal meine Frage, hat überhaupt einer Respekt verdient?

    Da fang ich doch gleich mal bei den bekanntesten Respektspersonen an. Also wen hätten wir da?

    George Bush:
    Immer hüpsch gekleidet, nie unfreundlich gegenüber anderen und tut immer so, als hätte er eine Menge in der Birne.
    Setzt sich in die Kirche, betet für Frieden und gegen Gewalt und sobald Er die Kirche wieder verlassen hat, lässt er Bomben auf die Köpfe von Kindern fallen.
    JA, dieser Mann hat meinen Respekt verdient.

    Unser allerliebster Bundeskanzler Schröder:
    Hält jedemenge Versprechen und kann froh sein, wenn er zu guterletzt wenigstens noch einen auf die Reihe gekriegt hat.
    JA, ich möchte noch sagen, ihr habt alle meinen Respekt verdient.

    Nene, Respekt bekommt von Mir höchstens noch mein Kater. Der kann Scheißen, fressen und Schlafen gleichzeitig.
    Respekt!

    Uffie

  • Ich glaube viele denken Autorität sei was man "einfordern" kann!

    Autorität bedeutete nichts anderes "eine freiwillige anerkannte Führungs oder Leitpersönlichkeit!"

    Und die Betonung liegt auf Persönlichkeit!

    Und auf freiwillig!

    Es ist eigentlich falsch von Staatsautorität zu sprechen, sondern es heißt eigentlich "Staatsmacht!"

    Und Respekt, habe ich nicht nur vor einem Menschen, sondern auch vor dem Universum und der ganzen Natur! Für mich gibt es da auch keinen Unterschied in irgendeiner Wertungstabelle!

    Es ist der Respekt vor dem Lebendigen! Der Begriff Respekt mit einer Position gleichzusetzen, zeugt eigentlich oftmals nur von Oberflächlichkeit und einem nicht "dahinterblicken!"

    Der Respekt vor dem Können eines brasilianischen "Automechaniker" der ungelernt, aus alten Blechen mir eine neue Fahrertür herstellt, welche nicht von einer Originaltüre zu unterscheiden ist, mit so primitiven Werkzeugen, die ich eigentlich noch nie in meinen Leben gesehen habe, ist größer als der Respekt vor dem durch "Vitamin B" geförderte und durch Geburt auf der Sonnenseite des Lebens gegangene und aufgewachsene Person, welche inzwischen eine "Führungspersönlichkeit einer großen Firma ist" laut eines renomierten und seriösen Manager-und Wirtschaftsmagazines.

    Der Respekt der gegenüber einer Person, die trotz ihrer Macken und Widersprüche das Lachen im Leben und die Lust am Leben nicht verlernt hat und somit weitergibt, ist größer, als der Respekt einer Person,die mit wissenschaftlichen Ernst und allen Auszeichnungen die Leitung eines Forschungsprojekt übernimmt!

    Die Person welche ein Projekt leitet, eine Firma, ist nichts, ohne die vielen anderen!

    Somit kann man sich den Respekt wirklich nur verdienen, und eigentlich viel eher mit "Macken und den persönlichen Kanten und mit viel Lachen!"

    Luzifer...........

  • Nachtrag:

    Und wie man sieht hat auch "Uwe" großen Respekt vor der Natur, vertreten durch seinen Kater!

    Wie heißt der denn, und ist der auch ein satanischer?

    Luzifer..........

  • Dem hab ich nie einen Namen gegeben seitdem ich ihn damals aus der Mülltonne gezogen hatte.

    Wahrscheinlich wurde er da gerade von einer Respektsperson geopfert ;)

    NACHT!

  • Luzifer, danke für deine Ausführung, denn sie führt uns zum eigentlichen Kern der Sache: Bei Respekt geht es (wenn wir den Menschen betrachten), eigentlich um die Persönlichkeit! Man respektiert eine Person um seiner Persönlichkeit willen - oder eben nicht! Je nachdem, wie die geartet ist und wie jemand eben sich gibt oder sein Leben führt und seine Aufgaben erledigt etc. Damit "verdient" er sich dann Respekt!

    Natürlich ist das wiederum von den individuell verschiedenen Wertevorstellungen abhängig. Ich respektiere jemanden vielleicht aus anderen Gründen, als ein anderer Mensch das täte. Aber das nur am Rande. ;)

    Mindi

  • Ich finde es nicht als Haarspalterei, Begriffe gegeneinander abzugrenzen. Man kann sauberer Denken und wird sich etlicher Dinge erst bewusst.

    Zitat

    (luzifer)
    Es ist eigentlich falsch von Staatsautorität zu sprechen, sondern es heißt eigentlich "Staatsmacht!"

    Achtung + Respekt sind nicht zu verwechseln. Vielleicht kommt es von relativ veralteten Erziehungsmethoden her, die beiden Begriffe wahllos zu vermischen.

    Respekt ist Rollen gebunden, Achtung gilt als Grundhaltung.
    Achtung muss sich keiner verdienen, Respekt denn schon.

    Dazu hätten wir denn noch Artikel 1. des Grundgesetzes:
    «... Die Würde des Menschen ist unantastbar ...»

    Links
    Petition
    Grundgesetz benachteiligt Kinder
    Auszüge

    vero

  • Zitat

    Original von vero
    Ich finde es nicht als Haarspalterei, Begriffe gegeneinander abzugrenzen. Man kann sauberer Denken und wird sich etlicher Dinge erst bewusst.

    Du hast mal wieder Recht, vero!

    Nur manche Menschen sind denn anscheinend nicht gewillt, so weit "in die Tiefe" zu dringen.

    In der Hoffnung, meine Motivation bezügl. Signatur trotzdem klarstellen zu können, habe ich die Begriffsabgrenzungen dann mal vorübergehend vernachlässigt.

    Mindi