Schlüsselloch 1 "Lady Swallow"


  • Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein, dass ich seit einigen Wochen Besitzer einer Schwalbe bin, und zwar einer:


    Simson KR 51 Modell 1

    Baujahr 1975


    Dieser Thread hier dient fortan der Verewigung meiner, vielleicht ja aber auch Deiner Erlebnisse mit der Schwalbe

    wenn'se wissen was ich meine
    dujunowattaimien
    :lift:


  • Mönchengladbach li.N.-Rh., den 2ten September 2006


    „Die Schwingen der Schwalbe“

    Das dieser Tag kommen würde, das war ja abzusehen, aber dass er mir soviel Kraft rauben würde, nun das zu Erahnen war mir dann doch nicht gegeben.


    Nachdem nun also auch das Wetter endlich wieder einmal mitgespielt hatte, konnte ich mich einer weiteren Reparatur an der „Lady Swallow“ widmen, und die wollte ich nach nunmehr einer Woche todesverachtender Trotzdemfahrerei auch wirklich und endlich angegangen sein.

    Wieso todesverachtend ? Entscheide selbst !

    Vor einer Woche fiel mir auf, dass wenn ich der Lady während der Fahrt leichte Stöße aufs Lenkrad verpasste, die Lady dadurch erheblich ins Schwimmen geriet. Diese Beobachtung schien mir wichtig und selbst bei Tempo 5undsechzig stieß ich einige Male ins Lenkrad, um auf diese Art das Problem vielleicht lokalisieren zu können.

    Okay...Okay...ich gebs zu:



    „Worauf derlei Symptome an der Lady zurückzuführen waren wusste ich ehrlich gesagt nicht und ich war, wie schon so oft, auch hier auf die Erfahrungen von Freunden und Kollegen angewiesen; Hatten die sich doch schließlich mehr als einmal damit gebrüstet Ahnung von dieser Materie zu haben.“

    Just in Momenten wie diesen soll es doch schließlich und endlich als nützlich erwiesen haben, dass sie in ihrer Jugend ihre Mopeds beschraubt hatten und bis zu den Achseln in Kettenöl versanken.

    Die Tipps kamen, und zur Auswahl standen schließlich und endlich:

    1 Tipp Lenkkopflager ausgeschlagen
    1 Tipp Schwingen locker
    1 Tipp Schwingen locker


    Also das Lenkkopflager hörte sich zugegebenermaßen schon furchtbar gefährlich an und glich in meinem Hinterkopf dem Problem, dasss man hat, wenn bspw. der Rahmen einen Bruch aufweist.

    Die schnelle Fehlersuche und die ggf. Behebung des Problems wurde dann leider jäh dadurch unterbrochen, dass dann am Morgen des vergangenen Mittwoch etwa 100 Meter vor der Fabrik der Auspuff runterkrachte, weil sich die Schraube verabrappelt hatte, die normalerweise die Schelle des Endschalldämpfers zusammenhält.


    Du sollst an dieser Stelle ruhig auch erfahren, dass die Lady zu diesem Zeitpunkt und an genau dieser Stelle meines Weges ihr höchstes Tempo, nämlich nahezu 70 km/h erreicht, denn dieserAbschnitt meines täglichen Arbeitsweges befindet sich am Ende einer gigantisch hohen Brückquerung auf einer stark befahrenen, zweispurigen „Tempo 70- Fahrbahn".

    Glück im Unglück hatte ich aber , weil der Auspuff bei seinem Herunterfallen auf dem aufgeklappten Ständer der Lady liegen blieb. Die restlichen Meter schaffte ich also mitsamt runtergefallenem Auspuff. In meiner Mittagspause bekam ich den dann wieder provisorisch angebracht und konnte die Heimfahrt am Mittag mühelos wieder antreten. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass vielleicht der kontinuierlich lockerer werdende und anschließend runterhängende Auspuff auch das verhasste Schwimmen verantwortete, aber diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht und es musste weiter nach der Ursache geforscht werden.

    Nun hatte ich ja s 2 x den Tipp bekommen, dass es auch an der/den Schwinge/n liegen könnte. Dumm war dann halt leider nur, dass ich es versäumt hatte in meiner Reparaturanleitung nachzuschauen was denn Schwingen überhaupt sind und wo die sitzen.....naja....nun weiss ich’s , weil ich ein weiteres Mal die Hilfe eines Kollegen hatte, der mir zeigen konnte, wo die Schwingen einer Schwalbe sitzen.

    Die Reparatur konnte beginnen......

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    2 Mal editiert, zuletzt von Nucleus1 (3. September 2006 um 22:58)

  • Direkt am frühen Freitagnachmittag verabschiedete ich mich vom Büro ins Wochenende, um endlich mit der Reparatur an der Lady beginnen zu können.

    Vielleicht sollte ich genau hier an dieser Stelle auch noch erwähnen, dass ich für derlei Arbeiten ja eigentlich so kein Gramm an eigener Erfahrung mitbringe und ich bestenfalls einige Male dabei zugesehen habe, wenn mein lieber Freund Eddie mir dabei half die Lady nach dem Erwerb erst mal flott zu machen . Kurzum bisher ließ ich lieber machen um selber nix kaputt zu machen. Auch sind mir meine 5 Daumen an jeder Hand keine wirklich Hilfe wenn es darum geht mich mit dem notwendigen Selbstvertrauen zu wappnen um solche Dinge selber durchzuziehen.


    „ ES IST IN DIR, LASS ES RAUS !“

    Eine ganz wichtige Faustregel hatte mir Eddie für meine erste Reparatur noch mit auf den Weg gegeben, und die lautete:

    “Halte immer alle Teile die Du demontierst hast an einem Platz zusammen. Und egal wie oft Du ein Teil während der Reparatur montierst oder auch wieder demontierst, lege die Teile immer an die selbe Stelle zurück, denn sonst fehlen am Ende einige Teile, und das ist dann wirklich ärgerlich.“

    Ich schnappte mir also eine große, leere Kunststoffkiste, legte sie neben mich und die Lady und begann mit dem Lösen Entfernen all der vielen Schrauben, Unterlegscheiben, Muttern, um die Lady zu entkleiden.

    Genaugenommen waren das an diesem Tag übrigens 6 Schrauben, , 5 Unterlegscheiben sowie 4 Muttern, nein ich korrigiere mich, es waren 3 Muttern, denn eine hatte sich bereits an einem der zurückliegenden Tage schon wieder irgendwo unterwegs verabrappelt. Was soll’s , hatte ich somit doch wenigstens weniger Arbeit.

    Fortsetzung folgt !

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  • Just in dem Moment in dem ich die letzte Schraube in den Kasten geworfen hatte fiel mein Blick erneut auf das vordere Schutzblech und ebenso zum wiederholten Male erinnerte ich mich dann sogleich natürlich auch wieder an den Tag meines allertiefsten Fluges.

    Sei dem geneigten Leser die Teilnahme an dieser Erinnerung gewährt.


    Übermut tut...

    Es war in einer dieser regenfreien Stunden des schönen Monat August, als ich bester Laune auf der Lady von der Heimfahrt eintrudelte.

    Die Fahrerei klappte zu diesem Zeitpunkt übrigens schon viel besser als noch zu Anfang und von Zeit zu Zeit traute ich mir halt auch schon einmal zu, die Lady etwas, ich nenne es mal kunstvoller zu fahren.

    Nun sehe ich mich ja in der glücklichen Lage durch einen ziemlich langen Garten fahren zu dürfen und diesen Pakurs* beherrschte ich dank der Wiederholbarkeitsfrequenz halt auch entsprechend, besser gesagt, schon ziemlich gut.

    (*) Besser jedenfalls als ich die momentan gültige Rechtschreibung beherrsche, oder wüsstest Du auf Anhieb wie man wie man Parkurs richtig schreibt? Spielt das eine Rolle ?


    Ich kam also in einer dieser regenfreien Stunden dieses ganz außergewöhnlichen August’ zu Hause an, und vernahm die Spielgeräusche unserer Kinder und deren Freunde im Garten.

    Publikum ? Wieso nicht ?

    Nun weiß ich ja, dass die Kinder mächtig Respekt vor Lady Swallows Sound haben und genau deswegen herrschte bei meiner Ankunft immer, ich betone „immer“ freie Bahn.

    Ich stimmte also den Motor der Lady mit dem Gashebel zu meiner Rechten, eingelegtem ersten Gang im Herzen der Lady und die gehaltene Kupplung zu meiner Linken auf sagenhafte 9trillionen4hundert8 Umdrehungen hoch und ritt sie geschmeidig und schnell mit ca. 10 Km/h durch die Route.

    Die Kinder - das hatte mein geschultes Auge schon ausgekundschaftet - standen in sicherer Entfernung unterm Apfelbaum.


    Nun hätte ich vielleicht erwähnen sollen, das sich auf der Strecke einiges an Unebenheiten befindet, und weil ich gerade
    so schön relaxt auf der Lady saß kugelte mir gleich die erste tiefe Bodenwelle den rechten Arm aus dem Schultergelenk, was einen immer stärker werdenden Schmerz im Gliedmaß zur Folge hatte und den Arm zu nahezu 100 Prozent außer Gefecht setzte.

    Die einzige Bewegung zur der ich ihn noch bringen konnte, war, ihn die Hand vom Gaszug lösen zu lassen und die Hand die Bremse ziehen zu lassen.

    Die Bremse funktionierte gerade noch soweit, dass sie es schaffte, die Lady auf dem Rasen, der immer noch von einer der vielen Regenstunden dieses ganz erstaunlichen August’ durchnässt war, wegrutschen zu lassen um mich letztendlich zu Fall zu bringen.

    Ich schlug seitlich auf den gepflasterten Weg auf und da der Arm so gar nicht bei der Sache war, schlug ich total unsanft
    mit dem Kopf zuerst auf. Hätte ich keinen Helm aufgehabt, dann würde mir nun ein Ohr fehlen, aber ich hatte ja einen auf und daher tat der Sturz noch nicht einmal wirklich weh.

    Und was soll ich berichten ???

    Beim Aufprall auf die linke Schulter kugelte sich der Arm auf der rechten Seite von ganz alleine wieder ein.

    Gott was hatte ich die Familie in Schrecken versetzt, als ich da für etwa 1 Sekunde total regungslos liegengeblieben war, aber ich konnte mich wirklich keinen Deut bewegen und ich war auch ein wenig fassungslos ob des ganzen Ereignisses.

    Wie schon erwähnt, es war nicht wirklich etwas schlimmes passiert, aber diese Erfahrung trage ich hoffentlich und lange in mir und möge diese Erfahrung mich warnen und mich fortan daran erinnern was wirklich damit gemeint ist , wenn es heisst:

    „Je oller, je doller !“

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    2 Mal editiert, zuletzt von Nucleus1 (10. September 2006 um 22:33)