Das Herz eines Boxers...

  • so hiess das Lied, das Max Schmeling in den dreissigern Jahren sang und nun hat das Herz dieses Boxers aufgehört zu schlagen.

    Box-Legende
    Max Schmeling ist im Alter von 99 Jahren gestorben

    Der in Klein-Luckow geborene Schmeling war unser größter Boxer aller Zeiten, der einzige deutsche Weltmeister aller Klassen.
    Am 12. Juni 1930 stieg er in New York durch Disqualifikation wegen Tiefschlags in Runde 4 gegen den Amerikaner Jack Sharkey zum Weltmeister auf.
    Von 1930 bis 1932 trug er den WM-Gürtel im Schwergewicht.
    Nach einer Punkte-Niederlage gegen Sharkey im Juni 1932 mußte er die WM-Krone wieder abgeben.

    Unsterblich machte ihn sein spektakulärer K.o.-Sieg über Joe Louis, dem als unschlagbar geltenden „Braunen Bomber“. Am 19. Juni 1936 schickte Schmeling ihn vor 42 088 Zuschauern im New Yorker Yankee Stadium auf die Bretter.

    Knapp zwei Jahre später brauchte Louis bei der Revanche zwar nur 124 Sekunden, um Schmeling k.o. zu schlagen, doch Schmelings Ruhm konnte das nicht mehr schaden.

    Insgesamt absolvierte er 70 Kämpfe als Berufsboxer, von denen er 56 gewann. Das letzte Mal kletterte er am 31. Oktober 1948 in Berlin in den Ring, verlor gegen den Hamburger Richard Vogt nach Punkten.

    Bis heute blieb Schmeling jedoch einer der beliebtesten deutschen Sportler, ein Idol auch der jüngeren Generationen. Seine gewaltige Popularität war bis zu seinem letzten Tag ungebrochen. Noch im vergangenen Jahr kam er bei der ZDF-Wahl zum deutschen Sportler des Jahrhunderts auf Platz 6.

    Der frühere Bundespräsident Walter Scheel hatte Schmeling in einem Glückwunsch-Telegramm zu dessen 70. Geburtstag zum „Deutschen Sportler Nummer eins auf Lebenszeit“ erkoren. Schmeling selbst erschien seine anhaltende Popularität nichts nur in Deutschland, sondern auch in den USA sonderbar. Die Amerikaner hatten nach seinem Kampf gegen Joe Louis sogar ihre Kinder „Max“ und „Anny“ getauft.

    Nach seiner Boxkarriere baute Schmeling in Hamburg als Unternehmenschef die Getränkefirma Max Schmeling & Co. KG auf. 1957 erhielt er eine Konzession von Coca-Cola, wurde zum zigfachen Millionär. Er lebte jedoch zurückgezogen in seinem reetgedeckten Haus im kleinen Ort Hollenstedt vor den Toren der Hansestadt. Nach dem Tod seiner Frau, der Schauspielerin Anny Ondra, 1987 sah man ihn nur noch höchst selten in der Öffentlichkeit. Ein Freund, ein Gärtner-Ehepaar und zwei Haushälterinnen kümmerten sich bis zuletzt liebevoll um ihn.

    Trotz seines Ruhms als Boxer und seiner enormen Popularität vergaß Max Schmeling nie die Armen und Schwachen. Mehrere Millionen brachte er in die Max-Schmeling-Stiftung ein, die sich gemeinnützigen Projekten widmet. Sein Motto lautete: „Wenn es einem gut geht, soll man dafür sorgen, daß es auch anderen gut geht.“


    Ein großes Boxer-Herz und fairen Menschen hat aufgehört zu schlagen.............

    Edit: Nicht mehr funktionierende Fotos rausgenommen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Mindiyana (12. Februar 2005 um 16:52)

  • SCHMELINGS Interview-ABC

    A - Amerika: "Meine zweite Heimat. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Trip. Eine Reise fast ohne Haltepunkte, eine Flut von Bildern, immer neu und vielfach sich gleichend: Bahnstationen, Empfangskomitee, Country Clubs, Arenen und Hotelzimmer. Und unentwegt um mich herum die Meute der Reporter, den Hut ins Genick geschoben, häufig eine Zigarette im Mund, aufdringlich, respektlos und herzlich zugleich."

    B - Brain: "Es ist ein Ausdruck der Amerikaner und es ist höher als jeder körperlicher Vorzug zu bewerten: die Ringintelligenz. Wer die nicht besitzt, wird nie ganz nach oben kommen."

    C - Cassius Clay: "Er war ein überragender Boxer und ist ein liebenswerter Mensch. In seiner Person ist aus den Ringschlachten von einst das Boxen zum ästhetischen Erlebnis geworden."

    D - Doping: "Ich finde es furchtbar, wenn Sportler dazu greifen. Das sind Menschen ohne Moral und Ethik, sie besitzen keine Fairness."

    E - Epoche: "Der Gedanke des äußersten Einsatzes, aber auch das Pathos des Einzelkämpfers, haben nicht nur mich fasziniert und den wichtigsten Impuls meines Lebens ausgemacht - sie waren auch die Faszination der Epoche."

    F - Fernsehen: "Krimis gucke ich auf keinen Fall. Es vergeht ja kein Tag ohne Mord und Totschlag. Am liebsten sehe ich Sport, wobei mich alle Sportarten interessieren."

    G - Geld: "Brauche ich nicht mehr als ein Otto-Normalverbraucher. Trotzdem ist es für mich wichtig, denn damit lässt sich viel Gutes tun."

    H - Helden: "Sie gibt es nur im Leben."

    I - Irrtum: "In den zwanziger Jahren hätte ich Picasso-Bilder für nur 5000 Mark kaufen können, was ich mir hätte leicht leisten können. Heute müsste man dafür Millionen hinblättern."

    J - Jagd: "Mein besonderes Hobby. Wenn ich vom Hochsitz aus das Wild aus dem Dickicht treten sehe oder ein Vogelschwarm lärmend aus dem Unterholz stiebt, fühle ich mich dem elementaren Leben ganz nahe. Das Erlebnis des Ursprungs, das ich im Boxen suchte, dort habe ich es gefunden."

    K - Kritiker: "Die habe ich sicher genug. Sie sind ja keine Feinde. Ich kenne jedenfalls niemanden, der mir eine Krankheit wünschen würde."

    L - Leistung: "Sie baut sich nur durch Verzicht auf. Keiner erreicht sein Ziel im bloßen Vorübergehen."

    M - Maske: "Henry ist mein Freund. Ich habe mich besonders gefreut, dass er Weltmeister geworden ist. Mit ihm hat der deutsche Profiboxsport endlich wieder eine echte Identifikationsfigur."

    N - Niederlage: "Musste ich mehr einstecken, als einer glauben mag. Bitter war mein erster K.o. Den Engländer Daniles hatte ich total unterschätzt und musste dafür schmerzhaftes Lehrgeld zahlen. Noch schlimmer war aber, dass ich durch den Krieg mein gesamtes Hab und Gut, auch meinen WM-Gürtel, verloren hatte und bei Null wieder anfangen musste. Deshalb startete ich auch ein Comeback."

    O - Olympische Spiele: "Wenn ich als Profi erfolglos geblieben wäre, wäre es bitter gewesen, als Sportler nicht dabei gewesen zu sein. Doch der Schwergewichts-Titel stand über einem Olympiasieg."

    P - Profiboxen: "Ich verfolge natürlich alles noch ganz genau. Schlecht finde ich, dass es jetzt nicht mehr nur einen Weltmeister pro Gewichtsklasse gibt, sondern vier. Das entwertet einen Titel."

    Q - Quadriga: "Das Brandenburger Tor mit seiner Quadriga hat mich magisch angezogen. Berlin wurde meine Lieblingsstadt, auch wenn man mir dort nicht nur zugejubelt hat. Dort hatten sich in den zwanziger und dreißiger Jahren die wichtigen Leute der Zeit versammelt. Es war mir klar, dass eine Karriere nur über Berlin möglich war."

    R - Reichtum: "Am reichsten ist der, der gesund ist."

    S - Schulz: "Ich hoffte und wünschte, dass Axel Schulz als nächster Deutscher im Schwergewicht Weltmeister werden würde."

    T - Testament: "Es stand schon lange vor Annys Tod. Wir waren uns einig, unser ganzes Vermögen dem SOS-Kinderdorf zu überlassen."

    U - Unglück: "Nicht, einen Kampf zu verlieren, sondern die Frau oder einen Freund."

    V - Vision: "Seitdem Profis an Olympischen Spielen teilnehmen dürfen, werden die hehren olympischen Ideale immer mehr zu einer Traumvorstellung. Ich finde es nicht gut, dass beispielsweise Boris Becker und Steffi Graf bei den Spielen starten dürfen."

    W - Wiedervereinigung: "Ich habe mich darüber wahnsinnig gefreut, denn ich glaubte niemals, das noch zu erleben. Allerdings werden von beiden Seiten viele Fehler gemacht. Es wird sicher Generationen dauern, bis es zur wirklichen Vereinigung kommt."

    X - Xylophon: "Ich kann weder singen, noch kann ich ein Instrument spielen. Doch ich mag unheimlich klassische Musik."

    Y - Yacht: "Für Törns bin ich nicht so zu haben, lieber bin ich an Land als auf dem Wasser."

    Z - Zukunft: "Ich hoffe nur, dass die Menschen sich nicht selber zu Grunde richten."

    Einmal editiert, zuletzt von Schehersad (4. Februar 2005 um 17:02)