Spiele-Kritik: Might & Magic IX

  • Eigentlich schon uralt aber trotzdem wieder eine Erwähnung wert, weil's einfach mal mit eins der ersten Rollenspiele ist. Nachdem ich vor etwa fünf bis zehn Jahren die Vorgänger Clouds of Xeen und Darkside of Xeen gespielt hatte (Might & Magic IV + V) und damals begeistert von dem Spiel war, hatte mich letztens die Neugier gepackt und ich holte mir Might & Magic VI. Die Enttäuschung war groß, denn dieses Spiel lief auf meinem Rechner nicht nur unverschämt schnell, sondern die Bedienung war ein Desaster. Zwar wurde die Mausbedienung eingeführt, aber leider hätte man sie (wenn sie denn so ist wie sie war) weglassen sollen. Ebenso das stufenlose drehen der Kamera. Dazu muss man sagen, dass man aus der Perspektive der Spielcharaktere schaut und dann eben läuft. Läuft. Läuft. Might & Magic VII war auch nicht ganz so der Renner, da ich kein ganzes Spiel auf Französisch oder Spanisch spielen wollte, und mir das Geld dann doch zu viel war. Und so gelangte ich dann bei Might & Magic IX an:

    Spieldesign:

    Ich habe ja erwartet, dass man Fertigkeitenpunkte erhält, und diese dann entsprechend verteilt, wie man das gerade möchte. In der Tat wird jedoch neben den Fertigkeiten kein + oder sowas angezeigt, es wird auch nicht hervorgehoben, dass man da was erhöhen kann, aber wenn man draufklickt steigt die Zahl und die mit den Fertigkeitspunkten sinkt. Irgendwo unten hat man immerhin eine Information darüber, wieviele Punkte denn das Erhöhen jeweils kostet.

    Sehr hilfreich auch die Beschreibungen. Z.B. Göttlicher Eingriff "einmal am Tag wird ihre Gruppe vollständig geheilt und von allen negativen Verzauberungen befreit". Und darum funktionierte das auch im 30-Sekunden-Takt. (Nein, ein Tag dauert deutlich länger...). Oder Pure Macht (Trank) "Erhöht Macht um 50 Punkte (permanent)" (Der einzige Ort, an dem es nicht "Macht" heißt, ist im Charaktermenü, wo anstatt "Macht" Stärke steht. Nicht nur das. Nein, der erwähnte Trank erhöht die Punkte wie vorausgesagt um ZWANZIG Punkte.) Bei der Fertigkeit "Klinge" steht bei der Großmeisterstufe als Beschreibung "ist von Klasse zu Klasse verschieden" - Vielen Dank, jetzt weiß ich Bescheid. Und der arme arme Platz, der dort noch massenweise war, langweilt sich vermutlich. Auch das Buch mit der Aufschrift "Göttlicher Eingriff" hat eine passende Beschreibung: "Ermöglicht das Erlernen des Zauberspruches 'Göttlicher Eingriff'" (oder so ähnlich). Jedenfalls kann man so oft klicken wie man möchte, wenn man nicht mindestens gewisse Fertigkeiten-Level erreicht hat, ermöglicht das Buch das Erlernen nicht. Die geforderten Fertigkeiten stehen dann übrigens in der Kurzbeschreibung. In der langen war schließlich kein Platz dafür (zehn Zeilen frei, eine belegt, Kurzbeschreibung: 4 kurze Zeilen.)


    Spielsteuerung:

    wie bei den Vorgängern wird die tatsächliche Bewegung über die Tastatur realisiert und das Umherschauen und Lenken durch Mausbewegungen. Was hierbei nicht unbedingt hilfreich war: Wenn man bestimmte Verzauberungen auslöste, verwandelte sich das Fadenkreuz in einen Zauberstab und man muss das Portrait an den Seiten damit anklicken... und irgendwann ist dann auch der längste Tisch zuende. Gerade wenn viele Verzauberungen auszuführen sind (so wie Heilung beispielsweise), kann das schon ziemlich anstrengend werden.

    Ebenfalls nervte es schon ziemlich, wenn man Dialoge nicht über Tastatur führen konnte,sondern den Eintrag mit der Maus auswählen musste. Ebenso schändlich etwa 99% der Menüs (mit Ausnahme der JA-NEIN-Auswahlfelder, in denen man mit der Enter Taste für "ja" bestätigen konnte) waren mausgesteuert. Nicht nur dass das viel Zeit kostet, nein, es ist auch nervtötend.

    Und während man kämpft ist es leider auch nicht möglich, zwischen den Spielcharakteren zu wechseln. Nur Krohn (<-Gott in M&M IX) weiß warum. Auch hätte ich mich schon darüber gefreut, hätte man gewisse Übersichten nicht von irgendwelchen Internet-Hilfeseiten beziehen müssen, sondern hätte die gleich mitgeliefert bekommen. So wie: "Welche Fertigkeiten kann mein Charakter eigentlich auf Großmeisterstufe ausbauen?" (und das bitte, bevor man diese Fertigkeit schon erlernt hat).

    Man darf im Kampf (wobei sinnloserweise kann man das auch außerhalb) übrigens zwischen Runden und Echtzeitmodus wechseln. Das ist hilfreich und notwendig, vor allem in der Anfangsphase, denn Zaubern hat die Fernwaffe dann mal auf einer Taste, und da sieht dann der Pfeil mal ganz plötzlich wie ein "Elementarer Strahl" aus (mit der Maus kann man nicht zaubern, da passiert das dann nicht). Ist der Gegner erst mal dran, gibt es dann aber keine Probleme mehr, jedenfalls nicht im Rundenmodus. Im Echtzeitmodus sieht man sich mit dem Problem konfrontiert, dass man keine Zeit hat, für die Charaktere gewisse vom üblichen Verhalten abweichende Aktionen auszuführen (Heilung zum Beispiel), denn das Timing ist schon schwer. Wenigstens ist während man ins Inventar schaut auch Pause (garantiert länger als 3 Sekunden) ;oD


    Spielgeschehen:

    Problematisch war bei diesem Spiel, dass man einen Großteil der Gesprächstexte nicht vollständig lesen konnte, da sie bei der Antwort-Auswahl abgeschnitten war. Je mehr Antworten, desto weniger Information (ist ja logisch). Als ob das reichte. Und wenn man dann das letzte Quest antritt und sich auf die Suche nach einem Stein macht, den man schon vorher woanders hingelegt hat, aber diesen dann nicht wieder aufnehmen kann, dann wieder die Internetseiten zur Hand nimmt, und sieht: Gehen sie zur Tür soundso. (Dahinter war nicht der Stein - nur zur Info). Nicht nur, dass die Tür beim ersten Anklicken sich nicht öffnete, aber bedächtig wackelte, aber dafür beim zweiten mal mit der Bemerkung "sie haben einen Schlüssel benutzt" (den ich nicht besaß) aufschwang. Ich glaub ich hätte mich dumm und dämlich gesucht ohne die Hilfe der Internetseiten. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Entwickler.

    Von diesen Problemen gebeutelt besucht man also nach und nach die sechs Jarls (Bürgermeister) von sechs Städten um diese zu einer Bündnis zu bewegen, da ein böser böser Kriegsherr mit seinen Truppen sich anschickt, das Land zu erobern. Nicht neu, aber auch nicht verwunderlich. Und hin und wieder stehen Gegner auch einfach nur herum, wenn sie getötet werden wollen und ertragen geduldig die Angriffe meiner Charaktere. Wehren ist ja eh sinnlos und das Frühstück hat so gut geschmeckt. Sterben ist nicht schlimm, man hat quasi einen Sessellift zum Jenseits. Hin und zurück, Pendler kennen das.

    Und so quält man sich durch dir Quests, wobei weniger die Story-treibenden an Bedeutung gewinnen, sondern eher die "Promotion"-Quests, welche dafür Sorgen, dass ein Kämpfer zum Gladiator, Paladin, Waldläufer, Meuchelmörder wird, oder ein Magiebegabter zum Lich, Priester, Druide, Magier (jeweils über einen Zwischenschritt à 3 mehr oder minder schwierige Aufgaben).

    Das Aufsteigen auf Experten, Meister und Großmeister-Stufe wird abhängig von bestimmten Fertigkeitsstufen vorgenommen... von gewissen Personen in gewissen Städten, die dort halt irgendwo rumlaufen und nirgends auf den Karten verzeichnet sind. Such du Esel! Vielen Dank. Sowieso läuft man sehr viel.


    Spielperformance:

    Das Spiel lief bei mir außerordentlich flüssig... sofern man sich nur in der Landschaft bewegte, Monster metzelte, zauberte... aber wo das Spiel ins Stocken kam: das Inventar (und alles vergleichbare). Möchte man in irgendein Menü, welches andere Informationen enthält, als die 3D-Perspektive bildet, dauert es mitunter gut und gerne mal 3 Sekunden. Jetzt sagt man sich.. ja gut.. 3 Sekunden wird man schon mal hin und wieder haben. Hab ich schon erwähnt, dass man während eines Kampfes nicht zwischen den Charakteren wechseln darf (im Inventar, Zaubermenü,...)? Auch passierte das jedes Mal, wenn man fallengelassene Schätze der Monster aufnehmen wollte (derer es mitunter sehr sehr sehr viele gibt).

    Quicksave wird kategorisch abgelehnt. Autosave bei jedem Eingang. (Teleportieren gilt übrigens nicht als Eintreten). Hin und wieder hing das Spiel irgendwie im Rundenmodus fest. Eine wirklich schöne (ehrlich) Sanduhr quälte sich, drückte den Sand immer und immer wieder durch die winzige Öffnung, aber es tat sich einfach nichts. Hin und wieder beschloss das Spiel sich beim Laden eines neuen Levels zu verabschieden (hab ich schon erwähnt, dass beim Eingang automatisch gespeichert wird?) Und manchmal stürzte es auch einfach so ab... wenn mal Zeit war... oder so.

    Gegner können übrigens auch angreifen, wenn sie sich hinter Wänden verbergen. Generell ist man hin und wieder überrascht, dass man niemanden sieht, aber trotzdem angegriffen wird. Seit wann soll man denn Monster suchen??? (Außer den großen bösen Drachen, der übrigens nach seinem Tod dauerhaft Feuer spie... vermutlich können Drachen nicht anders... ach ja.. er lag auch 3 Meter über dem Boden)

    Grafik:

    Sah bestimmt vor zwei Jahren noch halbwegs begeisternd aus. Heute sicher nicht mehr so toll. Vielleicht bin ich auch einfach verwöhnt. Warum gerade, wenn man auf den "OK"-Knopf vom Speichern drückte, das alles viel besser aussah, ist mir bis jetzt ein Rätsel. Einstellungen die man machen konnte, verbesserten die Grafik nicht merklich. Trotz neuester Treiber für meine nvidia bot das Spiel nur die Primären Software-Treiber an und die Grafik war dementsprechend miserabel. Schade.

    Generell waren die Schriftarten einfach mal total kacke. Wenn man die 6 kaum von der 0 unterscheiden kann, dann ist irgendwas falsch.


    FAZIT:
    Dieses Spiel ist definitiv nur für Menschen geeignet, die wirklich gerne Rollenspiele spielen, Might & Magic lieben und sich nicht von absolut hirnrissiger Steuerung abbringen lassen, denn hätte ich ein anderes (halbwegs ordentliches) Rollenspiel gehabt, hätte ich es gespielt.


    Gruß, Jump

    Einmal editiert, zuletzt von JumpIntoDeath (20. Dezember 2004 um 12:00)

  • Nachtrag. 3DO ist leider pleite. Es wird weder von MIGHT&MAGIC noch von HEROES OF MIGHT & MAGIC (mein Favorite: Strategie/Aufbau/Adventure) eine Fortsetzung geben.

    Sichert euch die Restposten!


    [SCHILD]rest in peace[/SCHILD]