Liedtext

  • Heute war mal wieder einer dieser Tage, man streift durch das Netz,
    ließt in verschiedenen Foren und erinnert sich an das Kontro.
    Man ließt die Namen der Mitglieder und plötzlich ist es wieder
    im Kopf .... das Lied.
    Man überlegt ... warum nicht.
    Allerdings ist der Liedtext nicht für Leser geeignet
    deren IQ kurz unter Körpertemperatur liegt.
    Bei den Neuzugängen von heute hab ich da meine Zweifel :D


    Die kleine Stadt, die döst in Mittagsschlaf
    Nur zwei, drei Leut' und a paar Hund
    Der alte Bahnhof liegt verlassen da
    Es fährt kein Zug zu dieser Stund'
    Weiter hinten, wo das Abstellgleis
    Sich irgendwo im hohen Gras verliert
    Da is a alter Zaun, dahinter Wald und Wiesengrün
    Dort geh' i hin

    Und es is so schön da
    So friedlich und so leise
    Die Vogerln zwitschern und die Blumen blüh'n
    Die Sonn' scheint auf die Gleise

    Da hab'n sie s' her'bracht damals, Zug um Zug
    Z'sammen'pfercht in den Viehwaggons
    Die die Fahrt net überstanden hab'n
    Liegen auf der Rampe umeinand'
    Die ander'n schrei'n nach Wasser, es is heiß
    Die Wachen lachen, sagen "Ihr kriegt es gleich"
    Jetzt noch das G'wand abgeb'n und Haare abschneid'n
    Und dann is es gleich vorbei

    Und es is so schön da
    So friedlich und so leise
    Der Wald riecht direkt nach Indianerspiel'n
    Die Sonn' scheint auf die Gleise

    Es sind so viele, da is viel zu tun
    Der Himmel brennt die ganze Nacht
    Bis morgen muss alles wieder sauber sein
    Da wird die nächste Ladung 'bracht
    Es kann passier'n, dass etwas net funktioniert
    Und dann heißt 's warten bis es g'richtet wird
    Im Winter frier'n die Füß' oft an im Schnee
    Da tun die Peitschen net mehr weh

    Und es ist so schön da
    So friedlich und so leise
    Die Bienen summen und der Kuckuck ruft
    Die Sonn' scheint auf die Gleise
    Dieselbe Sonn'
    Dieselben Gleise?

    Langsam wird 's Abend und die Krähen schrei'n
    Sie hab'n auch Grund genug
    I geh zum Bahnhof z'rück
    Am Abstellgleis steht a leerer Güterzug
    (STS – Auf a Wort)


    Skar

  • Die gleichen Fragen hab ich mir in Ravensbrück gestellt und in Bergen-Belsen.

    Danke, dass Du das heute hier gepostet hast, Skar.

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • O DER WEINENDEN KINDER NACHT!
    Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
    Der Schlaf hat keinen Eingang mehr.
    Schreckliche Wärterinnen
    sind an die Stelle der Mütter getreten,
    haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
    säen ihn in die Wände und ins Gebälk -
    überall brütet es in den Nestern des Grauens.
    Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch.

    Zog die Mutter noch gestern
    wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
    kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
    in den Arm,
    kam das ausgestopfte Tier, lebendig
    in der Liebe schon geworden,
    in den Arm, -
    weht nun der Wind des Sterbens,
    bläst die Hemden über die Haare fort,
    die niemand mehr kämmen wird.

    Nelly Sachs 1946

    :wow: Schönheit ist nur eine Frage der Einstellung 8)

  • Todesfuge

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
    wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
    wir trinken und trinken
    wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
    Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
    der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
    er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
    er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
    er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
    wir trinken und trinken
    Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
    der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
    Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

    Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
    er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
    stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
    wir trinken und trinken
    ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
    dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
    Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
    er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
    dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
    wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
    der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
    er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
    ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
    er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
    er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

    dein goldenes Haar Margarete
    dein aschenes Haar Sulamith

    Paul Celan

  • Wer einmal hören möchte, wie Paul Celan die Todesfuge selbst vorträgt, der kann das hier:

    Todesfuge

    Auf der Seite kann man auch noch andere von Paul Celan selbst gesprochene Gedichte anhören.

  • Ich finde das sind sehr interessante Aufnahmen Mindiyana !

    Ich würde mich freuen, wenn hier manch Autor seine Zeilen einmal vorlesen würde.

    Das hat was !

    Der Vortragstil Celans ist mir ein wenig zu düster und entspricht nicht meiner Vorstellung von Sein.

    wenn'se wissen was ich meine
    dujunowattaimien
    :lift:


  • Die Idee, das eine oder andere seiner Gedichte mal selbst vorzutragen, ist gar nicht schlecht, Nucleus!

    Was Celan angeht: In dem Fall MUSS der Vortragsstil düster sein, denn das Gedicht ist es ja auch!

  • Lies das gleiche Gedicht einmal schwäbisch schwätzelnd vor und aus ist's mit der Düsterheit!

    wenn'se wissen was ich meine
    dujunowattaimien
    :lift:


  • Ich würde es auch etwas anders lesen als Celan,
    aber niemals schwäbisch schwätzelnd (selbst wenn ich das könnte).

    Das würde ich als Verunglimpfung empfinden, sorry! :)

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Zitat

    Original von kolibri
    Das würde ich als Verunglimpfung empfinden, sorry! :)

    Da bin ich ganz deiner Meinung, kolibri!

  • Keine Sorge, ich kann den Dialekt nicht, sonst würde ich's wahrscheinlich probieren :D

    Fegefeuer ick kann dir schnuppern !

    wenn'se wissen was ich meine
    dujunowattaimien
    :lift:


  • Schade, dass wir hier nicht die Möglichkeit haben, Geruchsstoffe zu posten.

    Fürs Fegefeuer hätte ich jetzt was hier:

    Wir hatten heute den Kamin an, die Glut ist noch heiß!!! ;)

    Aber um mal wieder ernst zu werden:
    Sprich den Text doch mal hier auf Deine Art, Nucleus.
    Vielleicht erschließt er sich Dir dann besser.

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Vielleicht Deine Art, damit umzugehen. ;)

    Ich will Dir nicht unterstellen, Du habest den Sinn nicht verstanden - keineswegs!

    Mir gefällt Celans Weise ihn vorzutragen auch nicht hundertprozentig. Aber unter dem Gesichtspunkt, dass jedes Sprechen eines Gedichts eine Interpretation ist, unterstelle ich ihm, dass er sich was dabei gedacht hat, den Text genau so und nicht anders vorzutragen.
    Diese leiernde Wiederholung macht mich schier verrrückt - vielleicht will er genau das!!!

    Obwohl ich zugeben muss, dass Autoren nicht immer die besten "Vorleser" ihrer eigenen Texte sind. :nix:

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Klaus Kinski z.B. als Vorleser las zwar weniger sein Zeugs vor, aber er trug so vor wie Celan scheinbar auch gerne vortrug.

    Man möchte meinen, das beide Sprecher, Celan als auch Kinski, der festen Überzeugung waren mit ihrem Vortragsstil Gott und Jedermann hypnotisieren oder paralysieren zu können.

    Für mich hört sich das schlichtweg durchgeknallt an, aber wenns denn schön macht :smoke:

    Gibt halt für alle Töpfe auch einen passenden Deckel !

    Ich habe mir zugegebenermassen nur die Todesfuge angehört und sie dank Miniyanas Textbeitrag dann auch gelesen.

    Da ich nun aber vorher die Sprechart Kinskis kannte, war Celan für mich keine neue Erfahrung.

    Okay, Celan liest seine eigenen Gedichte vor und verifiziert sein Geschriebenes durch sprechorientiertes, eigenes Vortragen, aber naja :smoke:

    Kinski als Vorträger fremder Gedanken hat da klar nicht ganz die Aussagekraft, aber ich weiss nun einmal, dass mir eine Leidenschaft für diesen Vortragsstil total abgeht.

    Geschmacksache eben !


    Ich werde versuchen Kinski nachzureichen !

  • Zitat

    Für mich hört sich das schlichtweg durchgeknallt an, aber wenns denn schön macht :smoke:


    Du hast mich mit Deinem Kommentar jetzt furchtbar zum Lachen gebracht, aber hat Celan, hat die "Todefuge" das verdient?

    *sich den Bauch hält und versucht ernst zu gucken, denn dies war ursprünglich ein ersnter, sehr gut geposteter Thread*

    Nochmal Dank an Skar und Adonis und Mindiyana.

    Wenn es sich für Dich durchgeknallt anhört - bestens!
    Denn das, was es beschreibt, war durchgeknallt.
    Mehr noch es war entsetzliche "Massenhysterie" und Menschenverachtung auf der einen Seite und millionenfaches, tiefes Leiden auf der anderen Seite.
    Damit hätte auch bei Dir Celan sein Ziel erreicht, wenn auch auf verschlungenen Pfaden. ;)

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Zitat

    denn dies war ursprünglich ein ersnter, sehr gut geposteter Thread*

    Ist er meines Erachtens nach immer noch !

    Ich kritisiere nicht den Text !

    wenn'se wissen was ich meine
    dujunowattaimien
    :lift:


  • Naja, um den Vortrag will ich mich nicht streiten!

    Ich freue mich auf Kinski. Den Kerl hab ich gehasst!
    Gehasst ist eigentlich zuviel der Ehre - ich konnte ihn nicht ausstehen! [OT] Wo er doch bei Edgar Wallace meistens ein Böser war. :evil: [/OT]

    Ein Funke, kaum zu sehen, entfacht doch helle Flammen.  [color=#000000]eg 659

  • Wer sich näher mit der "Todesfuge" beschäftigen möchte, findet hier genug Material:

    Die Todesfuge - Eine multimediale Annäherung

    Meiner Meinung nach besonders interessant:

    Klick auf "Hinweise zur Benutzung", dann --> "Interpretation der Todesfuge"

    oder aber auf dieser ersten Seite Klick auf "Todesfuge", dann --> "Erklärungen". Unter dieser Rubrik kann mann durch weiteres Anklicken der unterstrichenen Wörter die Bedeutung der von Celan benutzten Metaphern nachlesen.

    Unter "Die Todesfuge - interpretiert -" ein weiterer Interpretationsversuch.